Onkologie

Viele Muttermale deuten auf erhöhtes Risiko für Zweitmelanom

Wer einmal ein Melanom entwickelt hat, läuft Gefahr, erneut an dieser Form von Hautkrebs zu erkranken. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn die Patienten mehr als 20 Nävi sowie eine UV-geschädigte Rückenhaut haben.

Von Thomas Müller Veröffentlicht:
Hautkrebs-Screening: Viele Nävi und Sommersprossen auf dem Rücken sind riskant.

Hautkrebs-Screening: Viele Nävi und Sommersprossen auf dem Rücken sind riskant.

© Alexander Raths / Fotolia

Das Wichtigste in Kürze

Frage: Welche Faktoren bestimmen das Risiko für Folgemelanome?

Antwort: Eine hohe Zahl von Nävi sowie UV-Schäden auf dem Rücken gehen mit einer erhöhten Rate von erneuten Melanomen einher.

Bedeutung: Die Resultate können die Risikoevaluation verbessern.

Einschränkung: Retrospektive Analyse, kleine Patientenzahl, kurze Nachbeobachtungsdauer.

WIEN. Entarten die Zellen der Haut einmal, tun sie das auch gerne ein zweites Mal. So ist das Risiko, erneut ein Melanom zu entwickeln, bei Patienten besonders hoch, die schon einmal einen solchen Tumor hatten.

Dermatologen um Dr. Christoph Müller von der Uniklinik in Wien haben in einer retrospektiven Analyse bei knapp 1650 Melanompatienten geschaut, wie viele von ihnen nach dem Erstmelanom an einem weiteren malignen Hauttumor erkrankt waren und welche Risikofaktoren mit einem Zweittumor einhergingen (JAMA Dermatol. 2018; online 19. Dezember). Dazu verwendeten sie Angaben der Studie „Molecular Markers of Melanoma“.

Mehr Männer in der Gruppe mit Mehrfachmelanomen

Die Patienten hatten zwischen 1968 und 2015 ein erstes Melanom entwickelt und wurden später zu genetischen Tests in österreichische Kliniken eingeladen.

Dabei erfassten die Ärzte auch weitere Melanomdiagnosen sowie diverse intrinsische und extrinsische Risikofaktoren. Im Schnitt lagen rund zehn Jahre zwischen dem Ersttumor und der Studienaufnahme.

299 der Patienten (18 Prozent) waren mehrfach neu an einem Melanom erkrankt, 89 von ihnen (5 Prozent) hatten dreimal eine Melanomdiagnose bekommen, 33 (2 Prozent) sogar viermal oder noch häufiger.

Der Männeranteil war bei Patienten mit Mehrfachmelanomen deutlich höher als bei solchen ohne Folgetumoren (62 versus 52 Prozent), auch hatten sie mehr als doppelt so oft andere Hauttumoren( 34 versus 14 Prozent). Sehr ungünstig: Sommersprossen und Altersflecken auf dem Rücken

Im Median dauerte es etwas mehr als fünf Jahre bis zum Zweitmelanom, Patienten mit drei Primärmelanomen entwickelten ihren Zweittumor schon nach dreieinhalb Jahren.

Berücksichtigten die Forscher um Müller Alter und Geschlecht der Patienten, so gingen die hellen Hauttypen mit einem rund 80 Prozent erhöhten aber nur knapp signifikanten Risiko für Folgetumoren einher, keinen Zusammenhang gab es dagegen mit der Haarfarbe.

Das Risiko für Folgetumoren steigt nach diesen Daten mit der Zahl der Nävi: Bei 10 bis 20 Nävi ist es um etwa zwei Drittel erhöht, bei über 20 um das Zweieinhalbfache.

Falten und Sommersprossen

Patienten mit Melanomen in der Familiengeschichte waren rund 80 Prozent häufiger von multiplen Melanomen betroffen, solche mit der Hochrisikovariante des Gens CDKN2A sogar vierfach häufiger, die Variante war allerdings nur bei neun Patienten mit Mehrfach- sowie fünf Patienten mit Einfachtumoren nachgewiesen worden.

Dagegen zeigte sich kein signifikanter Zusammenhang mit Varianten im MC1R-Gen, das an der Hautpigmentierung beteiligt ist.

Ausgeprägte Falten sowie Sommersprossen auf dem Rücken deuten nach den Resultaten der Studie auf ein verdoppeltes Risiko für Folgemelanome; Falten und Sommersprossen im Gesicht, im Nacken und auf den Händen waren jedoch nicht signifikant mit Folgetumoren assoziiert.

Viele Altersflecke scheinen vor allem dann ein erhöhtes Risiko für Zweittumoren anzuzeigen, wenn sie auf dem Rücken oder den Händen auftreten, und Nicht-MelanomTumoren waren mit einer rund zweieinhalbfach erhöhten Rate von Melanom-Folgetumoren verbunden. Viel Zeit im Freien ging nicht mit einer erhöhten Rate von erneuten Primärmelanomen einher.

Kurze Nachbeobachtungsdauer

Unterm Strich, so die Forscher um Müller, scheinen vor allem viele Nävi sowie die Präsenz anderer Hauttumortypen das Risiko für Folgemelanome zu erhöhen.

Als externe Faktoren deuten eine UV-geschädigte Rückenhaut mit vielen Falten, Sommersprossen und Altersflecken auf ein hohes Risiko für Folgetumoren.

Während rote Haare und ein heller Hauttyp insgesamt mit einem erhöhten Melanomrisiko verbunden sind, scheinen solche Faktoren auf die Gefahr von Folgetumoren recht geringe oder keine Auswirkungen zu haben.

Möglicherweise sei aber auch die Nachbeobachtungsdauer zu kurz und die Patientenzahl zu klein gewesen, um entsprechende Zusammenhänge zu beobachten.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Maternale und neonatale Komplikationen

Frühe Melanome bilden wohl kein erhöhtes Risiko für Schwangere

Randomisierter Vergleich

Bei inoperabler Lentigo maligna: Imiquimod oder Strahlentherapie?

Das könnte Sie auch interessieren
Alarmierender Anstieg: Hautpilz aus dem Barbershop

© David Pereiras | iStock (Symboldbild mit Fotomodell)

Dermatomykosen

Alarmierender Anstieg: Hautpilz aus dem Barbershop

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Effektive Therapie von Nagelpilz: Canesten® EXTRA Nagelset

© Irina Tiumentseva | iStock

Onychomykosen

Effektive Therapie von Nagelpilz: Canesten® EXTRA Nagelset

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Symptome, Ursachen und Therapie

© Evgeniya Markina | iStock (Symbolbild mit Fotomodell)

Trockene Augen

Symptome, Ursachen und Therapie

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Arzneimittelbasierte Wundsalben

© AndreyPopov | iStock

Optimale Wundheilung

Arzneimittelbasierte Wundsalben

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Erhöhtes Risiko für immunvermittelte Hautkrankheiten

© supawat bursuk | iStock

Übergewicht bei Kindern

Erhöhtes Risiko für immunvermittelte Hautkrankheiten

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Durvalumab im Real-World-Vergleich

© Springer Medizin Verlag

ED-SCLC

Durvalumab im Real-World-Vergleich

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Wissenschaft in Medizin übertragen

© Regeneron

Forschung und Entwicklung

Wissenschaft in Medizin übertragen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Regeneron GmbH, München
Abb. 1: Finale Analyse der SPOTLIGHT-Studie zum fortgeschrittenen, Claudin-18.2-positiven und HER2-negativen Adenokarzinom des Magens/AEG: Gesamtüberleben (PPS-Population)

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [8]

Adenokarzinom des Magens/gastroösophagealen Übergangs

Zolbetuximab: Standardtherapie bei CLDN18.2+/HER2− Magenkarzinomen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Astellas Pharma GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Übersichtsarbeit zu Grippeimpstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Lesetipps
Sieht lecker aus und schmeckt — doch die in Fertigprodukten oft enthaltenen Emulgatoren wirken proinflammatorisch. Ein No-Go für Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen.

© mit KI generiert / manazil / stock.adobe.com

Emulgatoren in Fertigprodukten

Hilfreich bei Morbus Crohn: Speiseeis & Co. raus aus dem Speiseplan!