Leukämie-Patienten werden erstmals mit Histonen behandelt

HOMBURG/SAAR (mut). Am Universitätsklinikum Homburg überprüfen Ärzte eine neue Therapie bei Krebspatienten. Bis zu 57 Personen mit akuter myeloischer Leukämie (AML) erhalten dort Infusionen mit Histon-H1-Proteinen.

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Die Phase-I-Studie ist die weltweit erste klinische Studie mit Histonen, so Professor Christoph Renner vom Homburger Klinikum zur "Ärzte Zeitung".

Bisher waren Histone vor allem als Zellkern-Proteine bekannt. Dort sind sie bei der Organisation von Chromosomen beteiligt. Seit einigen Jahren kennen Forscher jedoch eine weitere Funktion: Von Zellen freigesetzt, kann die Histon-Variante H1 Bakterien und Krebszellen töten. Die anti-tumorale Wirkung des Proteins wird jetzt bei Patienten mit AML geprüft, die entweder eine Chemotherapie aufgrund ihres Alters nicht vertragen, oder auf eine solche Therapie nicht angesprochen haben.

Die Patienten erhalten drei Wochen lang Infusionen mit rekombinantem humanem H1-Histon. Primär wird untersucht, ob sie die Therapie gut vertragen. Sekundärer Endpunkt ist das Ansprechen auf die Therapie. "Wenn jemand von der Therapie profitiert, dann kann diese auch weitergeführt werden", sagte Renner. Die ersten drei Krebskranken wurden bereits behandelt.

Zuvor hatten in einem Maus-Leukämie-Modell die meisten Tiere auf die Histon-Therapie angesprochen, so Professor Reiner Claß vom Start-up-Unternehmen Symbiotec, das Histon H1 für die Studie zur Verfügung stellt. Die Therapie sei sehr gut vertragen worden. Nur bei hohen Dosen seien Lungenödeme aufgetreten.

Histone wirken anti-tumoral, indem sie spezifisch Tumormarker an der Zelloberfläche erkennen. "Sie setzen sich in die Zellmembran und tun sich mit anderen Histonen zu einem Komplex zusammen. Dieser Komplex ist im Prinzip eine Pore, die die Membran perforiert", so Claß. Die Folge: Die Tumorzelle läuft aus und stirbt.

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