Brustkrebs

PEM punktet bei der Diagnose

Brustkrebs lässt sich mittels Positronen-Emissions-Mammografie sehr gut aufspüren, betonen Forscher aus Ludwigshafen. Sie sprechen von revolutionären Möglichkeiten.

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LUDWIGSHAFEN. Die methodische Zuverlässigkeit der Positronen-Emissions-Mammografie (PEM) zur Brustkrebs-Diagnostik (Spezifität und Sensitivität) liegt bei über 90 Prozent.

Das berichten Ärzte um Dr. Frank Müller, Facharzt für Diagnostische Radiologie und Nuklearmedizin in Ludwigshafen.

Folgende Werte haben Müller und seine Kollegen bei Auswertung der Daten zu 70 Läsionen errechnet: Bei einer Tumorgröße von 0,9 cm betragen die Sensitivität 100 Prozent, die Spezifität 94 Prozent, der positive Vorhersagewert 80 Prozent und die negativen Vorhersagewerte nahezu 100 Prozent.

Die PEM biete somit eine herausragende Genauigkeit bei gleichzeitig sehr hoher Bildauflösung verglichen mit anderen Techniken wie Mammografie, Ultraschall oder MRT, so die Experten.

Untersuchung im Sitzen

Müller und seine Kollegen arbeiten in ihrer Praxis inLudwigshafen mit dem nach eigenen Angaben europaweit erstem PEM-Gerät zur Diagnose von Brustkrebs, das einzige von der FDA zugelassene und CE-zertifizierte Gerät für 3D Molecular Breast Imaging.

Die PEM als eine neue Spezialanwendung der nuklearmedizinischen PET (Positronen-Emissions-Tomografie) ermöglicht nach Injektion einer einfachen Zuckerverbindung (FDG), an die eine signalgebende Substanz, das kurzlebige Nuklid F18 gekoppelt ist, mittels eines Scanners eine äußerst detaillierte Abbildung des Brustgewebes.

Der Ablauf der Untersuchung mit der PEM erfolgt im Sitzen. Die Brust wird auch bei der Untersuchung nur leicht fixiert. Der auf die Brust ausgeübte Kompressionsdruck fällt mit 7 kg deutlich geringer aus als bei der Mammografie mit 21 kg.

Frühzeitig könnten kleine Tumoren unter 1 cm Größe erkannt werden, da die Auflösung 1,6 mm beträgt, In diesem Stadium kann brusterhaltend operiert werden.

Mit diesem hochempfindlichen Gerät und seiner enormen Bildschärfe werden alle verdächtigen Krankheitsherde in der Brust und Achselhöhle in einem einzigen Untersuchungsgang erfasst. Die gesamte Diagnostik kann auf einen Tag reduziert werden.heißt es in einer Mitteilung zu den Fallauswertungen.

Gerät erkennt maligne Läsionen

Müller: "Mit dieser Methode kann bei verdächtigen Stellen, die sich bei der PEM auf dem Untersuchungsschirm zeigen, erkannt werden, ob es sich tatsächlich um einen Brustkrebstumor handelt oder nicht. Fehlinterpretationen durch Narbengewebe, dichtes Brustgewebe, Brustimplantate und Zyklusabhängigkeit können bei diesem Diagnoseverfahren nicht entstehen."

"Die hochauflösende Bildgebung der PEM zeigt uns sogar unerwartete Bereiche von Brustkrebs-Multifokalität in beiden Brüsten und Lymphknotenmetastasen im Achselbereich, die bei bisherigen Mammografien nicht feststellbar waren", schildert Müller die bisherigen Erfahrungen.

Das Gerät erkennt maligne Läsionen unabhängig von der Tumorgröße. "Mit PEM können sowohl der Ort als auch die metabolische Aktivität der Läsion identifiziert werden. Außerdem werden sowohl Zweittumore als auch Krebsinfiltrationen in die Umgebung mit der PEMsichtbar. DCIS und invasive Karzinome lassen sich gleichermaßen gut identifizieren."

Bei Verdacht auf eine Metastasierung kann ohne zusätzliche Strahlenbelastung eine Ganzkörper-PET angeschlossen werden, um weitere verdächtige Tumorzellen im Körper aufzuspüren. Die Aktivität des vor der PEM injizierten Radiopharmakons reicht dafür aus. Das bedeutet es ist nur eine einzige Gesamtuntersuchung zur endgültigen Verdachtsabklärung nötig.

"Die Möglichkeit ist revolutionär"

Die Biopsie-Vorrichtung der PEM ermöglicht ebenfalls eine sofortige bioptische Abklärung. Die Genauigkeit des pathologischen Ergebnisses steigt dadurch signifikantVerdächtiges Gewebe kann in einem direkten Folgeschritt ebenfalls ohne zusätzliche Strahlenbelastung punktgenau biopsiert werden, unnötige Operationen vermieden werden.

"Die Möglichkeit unmittelbar nach der ersten PEM-Untersuchung eine aussagefähige und überprüfbare Biopsie durchzuführen ist revolutionär und wird Antworten auf alle entsprechenden Fragen der Ärzte bieten. Die exakte Lokalisierung erhöht die Chance auf eine brusterhaltende Operation und eine sichere Therapieentscheidung. Die Behandlung kann früher, effizienter und zielgerichteter gestaltet werden", konstatiert Müller.

Mittels PEM kann bereits nach zwei Wochen festgestellt werden, ob eine Strahlen- oder Chemo-Therapie wirkt oder ein Therapiewechsel vorgenommen werden muss. Den betroffenen Frauen blieben weitgehend unnötige Nebenwirkungen erspart.

"Mit den PEM-Bildern kann ich meinen Patientinnen bereits zu einem frühen Zeitpunkt im Therapieverlauf Behandlungserfolge vor Augen führen. Diese sichtbare Evidenz des begonnenen Heilungsprozesses ist aus psychologischer Sicht sehr wichtig und schafft Motivation", berichtet Müller. (mal)

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