Brustkrebspatientinnen

Was bei Lymphödemen hilft

Das Mamma-Ca überlebt, aber im Alltag beeinträchtigt - so geht es manchen Patientinnen, die nach erfolgreicher Brustkrebstherapie ein chronisches Lymphödem entwickeln. Frühe Erkennung und Vorsichtsmaßnahmen helfen.

Von Friederike Klein Veröffentlicht:
Typischer Befund bei Lymphödem. Wichtig ist dann auch, den betroffenen Arm nicht zusätzlich zu reizen.

Typischer Befund bei Lymphödem. Wichtig ist dann auch, den betroffenen Arm nicht zusätzlich zu reizen.

© Arteria Photography

BERLIN. Oft tritt ein Lymphödem nach Behandlung eines Mammakarzinoms erst verzögert auf. "Die ersten drei Jahre nach Diagnosestellung sind wegweised", meinte Professor Ute-Susann Albert, Leiterin des Brustzentrums an der Universitätsklinik Marburg, aus Anlass des Senologie-Kongresses in Berlin. In diesem Zeitraum treten 77 Prozent der Lymphödeme nach Brustkrebstherapie auf.

In der unterschiedlich langen Latenzphase fehlen noch diagnostische Möglichkeiten. Aber auch wenn klinisch noch keine Auffälligkeiten festzustellen sind, können Patientinnen doch oft schon über Veränderungen und Beschwerden berichten.

Drei Fragen aus dem EORTC-BR23-Fragebogen (J Clin Oncol. 1996; 14(10): 2756-68) können dabei helfen, sechs Monate nach Entlassung das Risiko eines latenten Lymphödems der oberen Extremität zu identifizieren.

Alle drei beziehen sich auf die zurückliegende Woche. Die Befragten können zwischen den Antwortmöglichkeiten "überhaupt nicht", "etwas", "ziemlich" und "sehr stark" wählen.

- Hatten Sie Schmerzen in Arm oder Schulter?

- War Ihr Arm oder Ihre Hand geschwollen?

- War das Heben oder die Seitwärtsbewegung des Arms erschwert?

Auffällige Werte sechs Monate nach Entlassung aus der stationären Behandlung hatten in einer Studie einen guten prädiktiven Wert für Einschränkungen im Bereich Arm und Schulter auch nach 12, 24 oder 36 Monaten (Breast Cancer Res Treat. 2006, 100(3): 285-92).

Eine Pilotstudie belegte, dass diese Einschätzung der Patienten nach sechs Monaten eine gute Sensitivität und Spezifität für die Prädiktion des Lymphödems über die nächsten Jahre hat.

"Drei Fragen zu Einschränkungen am Arm - das ist in der Praxis machbar", ist Albert überzeugt. Die Leitlinien empfehlen außerdem routinemäßig eine postoperative Physiotherapie, die eine Aufklärung und Information der Patientinnen zum Lymphödemrisiko beinhaltet. Auch körperliche Aktivität wird empfohlen - sogar ein an die Situation angepasstes Krafttraining ist möglich.

Laut der Leitlinie "Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Mammakarzinoms entwickeln zwei bis drei von zehn Frauen mit Mamma-Ca, denen Lymphknoten in der Achselhöhle entfernt wurden, ein Lymphödem, so das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg.

Zahl der entfernten Lymphknoten entscheidend

Typische Risikofaktoren für ein Lymphödem sind das Ausmaß der Operation, die Zahl der resezierten Lymphknoten und die Lage des Tumors im oberen äußeren Quadranten, aber auch ein Body Mass Index (BMI) über 30, eine große Körbchengröße (Cup C und mehr) und ein Hypertonus, berichtete Albert.

In einer populationsbasierten Kohortenstudie bei 389 Patientinnen, von denen 190 einen negativen Nodalstatus hatten und als Kontrolle dienten fand Albert keine Abhängigkeit des Lymphödem-Risikos vom Stadium der Krebserkrankung oder der Form der Radiatio sowie dem Alter.

Am entscheidendsten war hier erneut die Zahl der entfernten Lymphknoten. "Unter diesem Gesichtspunkt ist ein Sampling unangebracht und sollte unterlassen werden!"

Die konservative Therapie bleibt der Hauptpfeiler der Therapie bei chronischem Lymphödem. Wichtig ist aber auch, den betroffenen Arm nicht zusätzlich zu reizen, betonte Dr. Klaus Peter Martin, Chefarzt der Abteilung für Innere Medizin der Foeldi-Klinik in Hinterzarten: Eine gute Hautpflege kann helfen, ein Erysipel zu verhindern, das zu einer deutlichen Verschlechterung führen kann. Auch ein Insektenstich kann Ausgangspunkt einer Exazerbation sein.

Es gibt aber auch iatrogene Ursachen, die dringend zu vermeiden sind: Eine 24-Stunden-Blutdruckmessung oder eine Infusion am vorgeschädigten Arm können ein bisher nur latent vorhandenes Lymphödem erst zum Ausbruch bringen.

Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Screening mit digitaler Brusttomosynthese

KI könnte jedes dritte Intervallkarzinom verhindern

Prävention

Mammografie-Screening: Das sind Hindernisse und Motivatoren

Nachsorge

Bei Brustkrebspatientinnen nicht das Herz vergessen

Kommentare
Dr. Wolfgang P. Bayerl 11.08.201423:55 Uhr

Was ist die Ursache, sollte die wichtigste Frage sein.

Das wurde eigentlich schon geklärt, als die Brustchirurgie noch in den Händen der Chirurgen lag.
Es ist nicht die Operation, sondern die die Bestrahlung der Achselhöhle.
(Bonn 1974)
Wenn man die Achselhöhle operiert (LK), das ist erforderlich in kurativer Intention,
darf man nicht zusätzlich bestrahlen.

Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: Schematische Wirkprinzipien verschiedener immuntherapeutischer Ansätze beim Multiplen Myelom

© Johnson & Johnson

Therapie des Multiplen Myeloms

Ebnet die Präzisionsmedizin den Weg zur funktionellen Heilung dieser Neoplasie?

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Janssen-Cilag GmbH, Neuss
Abb. 1: APPULSE-PNH-Studie: Hämoglobin-Werte und ARC während des 24-wöchigen Studienzeitraums

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [8]

Paroxysmale nächtliche Hämoglobinurie (PNH)

Nach Umstellung auf Iptacopan: Hämoglobin-Wert klinisch relevant verbessert

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novartis Pharma GmbH, Nürnberg
Tab. 1: Im Rahmen des Ringversuchs eingesetzte Anti-Claudin-18.2-Antikörperklone: Erfolgsraten und Problemanalyse. Berücksichtigt wurden Antikörper, die in 2 Laboren verwendet wurden

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [8]

Adenokarzinom des Magens/gastroösophagealen Übergangs

Claudin-18.2-Testung – wichtige Aspekte in der Praxis

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Astellas Pharma GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Ein Mann greift sich an den Fuß.

© Jan-Otto / Getty Images / iStock

Therapievergleich

Akuter Gichtanfall: Am Ende machen alle Wirkstoffe ihren Job

Ein Hinweisschild mit Bundesadler vor dem Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe.

© Uli Deck/picture alliance/dpa

Update

Urteil

Bundesverfassungsgericht: Triage-Regelung nicht mit Grundgesetz vereinbar