„Entzündung“ im Hirn

Wie ein Antibiotikum Depressions-Verhalten vermindert

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REGENSBURG. Das Antibiotikum Minozyklin verminderte im Tiermodell Depressions-Verhalten, berichtet die Uni Regensburg. Über die Veränderungen des Darm-Mikrobioms hemmte es offenbar einen „Entzündungsprozess“ im Gehirn (Transl Psychiatry 2019; online 13. September).

Die Forscher untersuchten den genauen Zusammenhang zwischen Emotionalität, Depression und Mikrobiom bei Laborratten. Dabei konnten sie nachweisen, dass sich bei den Ratten, die besonders ängstlich sind und ein behandlungsresistentes DepressionsVerhalten haben, die Zusammensetzung des Darm-Mikrobioms stark von normalen, nicht-ängstlichen Tieren unterscheidet. Werden die ängstlichen Tiere mit Minozyklin behandelt, wird nicht nur die Darmflora erwartungsgemäß stark verändert. Die Tiere verhalten sich auch aktiver und zeigen weniger Depressions-ähnliches Verhalten.

Warum ist das so? Neben seiner Wirkung auf die Darmbakterien veränderte Minozyklin im Gehirn Glia-Zellen, heißt es in der Mitteilung der Uni Regensburg. Depressionen gingen mit einer Aktivierung der Mikroglia einher, was auch als Entzündungsprozess des Gehirns interpretiert wird.

Dem Team sei nun der Nachweis gelungen, dass sich nach einer Minozyklin-Behandlung die Zusammensetzung des Mikrobioms ändert: Insbesondere Bakterienfamilien, die kurzkettige Fettsäuren produzieren, werden häufiger. Diese gelangen in die Blutbahn und können auch Einfluss auf das Gehirn nehmen. Eine dieser Substanzen – Butyrat – kann sogar die Aktivierung von Mikroglia im Gehirn verhindern, also entzündungshemmend wirken. Der antidepressive Effekt von Minozyklin ist daher mit großer Wahrscheinlichkeit auf diese Wirkung zurückzuführen, so die Uni Regensburg. (eb)

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