Steroide halbieren Schubrate bei MS

WIESBADEN (mut). Methylprednisolon verbessert die Interferontherapie bei Multipler Sklerose: Die Schubrate lässt sich damit um weitere 60 Prozent senken.

Veröffentlicht:

Schon seit längerem wird über den Nutzen einer oralen Steroidtherapie zur Prävention neuer MS-Schübe diskutiert, aufgrund der befürchteten Nebenwirkungen einer Kortison-Dauertherapie gab es dazu aber kaum aussagekräftige Studien, hat Professor Volker Limmroth von der Neurologischen Klinik der Stadt Köln berichtet. Das hat sich inzwischen geändert. Der Neurologe nannte auf der Fortbildungsveranstaltung Neuro Update in Wiesbaden etwa eine Placebo-kontrollierte Studie mit 130 Patienten, die unter einer Therapie mit Interferon beta-1a weiterhin MS-Schübe hatten. Etwa die Hälfte von ihnen bekam zusätzlich 200 mg Methylprednisolon pro Tag, die anderen erhielten Placebo. Um Nebenwirkungen zu vermeiden, wurde die Zusatzmedikation allerdings nur in Intervallen gegeben. Dabei bekamen die Patienten alle vier Wochen fünf Tage lang in Folge die Studienarznei.

Das überraschende Ergebnis: Nach zwei Jahren Therapie war die Schubrate in der Gruppe mit Interferon plus Steroid um 62 Prozent niedriger als mit Interferon plus Placebo (0,22 versus 0,59 Schübe pro Jahr), auch das T2-gewichtete Läsionsvolumen im MRT hatte unter der Steroidkombination deutlich stärker abgenommen. Die Knochendichte litt jedoch nicht unter der Steroidtherapie - sie blieb konstant.

Insgesamt sei die Intervalltherapie recht gut vertragen worden, sagte Limmroth. Bestätigt werde das Ergebnis inzwischen auch durch eine weitere US-Studie. Hier wurden 500 mg Methylprednisolon an drei Tagen pro Monat über bis zu vier Jahre geprüft, und zwar als Zusatztherapie bei Patienten mit Interferon beta-1a. In dieser Studie mit insgesamt 340 MS-Patienten war die Zahl der Schübe mit der Steroidkombi um 38 Prozent niedriger als mit Interferon alleine.

Schließlich habe auch die ACT-Studie mit 313 Patienten einen Hinweis auf den Nutzen einer Steroid-Zusatztherapie ergeben. "Diese Studien lassen keinen Zweifel, dass die Wirksamkeit von Interferon-Präparaten durch orales Kortison gesteigert werden kann", so Limmroth. Die Erkenntnisse sollten nun rasch bei der MS-Therapie berücksichtigt werden.

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Aktive schubförmige Multiple Sklerose

Ofatumumab: Wachsende Evidenz stützt frühe hochwirksame Therapie

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novartis Pharma GmbH, Nürnberg

MS-Therapie in Schwangerschaft und Stillzeit

Ocrelizumab: einfache und flexible Therapie in jeder Lebensphase

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Roche Pharma AG, Grenzach-Wyhlen
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Gegen unerwartete Gesprächssituationen gewappnet

Tipps für MFA: Schlagfertigkeit im Praxisalltag

Lesetipps
HSK im Fokus: Der Hauptstadtkongress 2024 findet von 26. bis 28. Juni in Berlin statt.

© Rolf Schulten

Themenseite

Hauptstadtkongress: Unsere Berichte im Überblick

Die Hand eines Labortechnikers mit einem Blutröhrchen und einem Regal mit anderen Proben.

© angellodeco / stock.adobe.com

Morbus Crohn und Colitis ulcerosa

Chronisch entzündliche Darmerkrankung noch vor Ausbruch identifizieren

Bei Leberzirrhose liegt das Risiko für eine Dekompensation im ersten Jahr nach Diagnosestellung bei bis zu 30 Prozent; eine der häufigsten Formen der Dekompensation, Aszites, entwickelt sich im Laufe des Lebens bei bis zu 40 Prozent der Personen mit Leberzirrhose.

© Dr_Microbe / stock.adobe.com

Studie mit über 10.000 Personen

Leberzirrhose: Niedrigere Komplikationsrate unter SGLT-2-Inhibitoren