"Manchmal zu sensibel für diese Welt"

BERLIN (dpa). Der Tod des Schauspielers und Entertainers Harald Juhnke hat in ganz Deutschland Betroffenheit ausgelöst. Der seit vielen Jahren alkoholkranke Publikumsliebling war am Freitag im Alter von 75 Jahren gestorben.

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Juhnke lebte zuletzt in einem Pflegeheim für geistig verwirrte Menschen bei Berlin, in das ihn seine Ehefrau Susanne auf Anraten der Ärzte im Dezember 2001 bringen ließ. Sein Gesundheitszustand war seither unterschiedlich, zuletzt nahmen seine körperlichen Kräfte deutlich ab.

Nach Angaben seiner Frau erlag Juhnke den Folgen seiner chronischen Erkrankung. "Mein Mann ist eingeschlafen", sagte sie. Juhnke galt als einer der größten deutschen Fernsehstars, der allerdings auch durch viele Alkoholeskapaden Schlagzeilen machte.

"Berlin hat ihn geliebt und wird ihn nicht vergessen", sagte Berlins Parlamentspräsident Walter Momper, früherer Regierender Bürgermeister von Berlin. "Harald Juhnke war ein begnadeter Volksschauspieler und ein Entertainer von hohem Rang. Er war eine hochsensible Persönlichkeit, manchmal zu sensibel für diese Welt."

Am 10. Juni 2004 hatten Freunde und langjährige Weggefährten Juhnke in einer ZDF-Gala zu seinem 75. Geburtstag geehrt, an der der Jubilar aber nicht mehr teilnehmen konnte. Das Ende seiner Karriere war für den Schauspieler nach seinem letzten schweren Alkoholrückfall im Juli 2000 gekommen.

Kritiker lobten insbesondere Juhnkes eindrucksvolle schauspielerische Leistung als "Trinker" (1995) in der Fernsehverfilmung des gleichnamigen Romans von Hans Fallada. Auf der Theaterbühne beeindruckte Juhnke unter anderem als Hauptmann von Köpenick in dem gleichnamigen Stück von Carl Zuckmayer und als gealterter Komiker Willie Clark in Neil Simons Boulevardklassiker "Sonny Boys".

Im Fernsehen sah man den populären Entertainer in vielen Filmen, Unterhaltungsserien und Shows. Mit der ARD-Sketchserie "Harald & Eddie" brachten Juhnke und sein Partner Eddi Arent das Fernsehpublikum immer wieder zum Lachen. Im ZDF trat er an der Seite von Grit Boettcher in "Ein verrücktes Paar" auf.

Seine immer wieder von Alkoholeskapaden begleitete Karriere startete Juhnke im Berlin der 50er Jahre unter Boleslaw Barlog, dem damaligen Intendanten des Schiller-Theaters. Schon in dieser Zeit wurde er in Berlin als "blauer Bengel" bekannt und fiel in angeheitertem Zustand Funkstreifenwagen der Polizei in die Hände. Nach Jahren des Triumphes und der Abstürze blieb Ende 2001 trotz aller zwischenzeitlicher ärztlicher Hilfe nur noch das Pflegeheim für Harald Juhnke.

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