Ständige Fehlhaltung läßt Bein schwellen

STUTTGART (ner). Wird ein Bein permanent falsch gelagert, kann das zu einem massiven Lymphödem führen. Ein 14jähriges Mädchen mit chronischer und schmerzhafter Unterschenkel-Schwellung konnte erst unter Dauernarkose behandelt werden, berichten jetzt Stuttgarter Kinderärzte.

Veröffentlicht:

Das Mädchen ließ seit Monaten das Bein aus dem Bett heraushängen, weil das die einzige für sie erträgliche Position war. Sie klagte seit einem halben Jahr über eine zunehmende Schwellung des rechten Unterschenkels, berichten Dr. Toni Hospach und seine Kollegen vom Klinikum Stuttgart (Monatsschrift Kinderheilkunde 5, 2006, 465).

Jede Hautberührung, selbst die Lagerung auf einer Unterlage wurde von der Patientin als extrem schmerzhaft empfunden. Während der Therapie mit Opioiden, Antiphlogistika, Antibiotika und bei physikalischen Maßnahmen hatte die Schwellung weiter zugenommen.

Morbus Sudeck führte zur Zwangshaltung

Zwei Jahre zuvor war bei dem Mädchen ein chronisch-regionales Schmerzsyndrom vom Typ I (CRPS I, Synonym: Morbus Sudeck) diagnostiziert worden, ohne daß ein auslösendes Trauma bekannt war. Damals bestand eine strumpfförmige Schmerzüberempfindlichkeit am rechten Vorfuß.

Diese war während der Behandlung mit Naproxen, Gabapentin sowie Physiotherapie zunächst zrückgegangen. Danach war es jedoch wiederholt zu Schmerzepisoden gekommen.

Bei der Untersuchung im Pädiatrischen Zentrum des Olgahospitals in Stuttgart konnten die Kollegen außer einem erheblich geschwollenen rechten Bein und Vorfuß keine auffälligen Befunde in der Labor- oder bildgebenden Diagnostik erheben.

Offenbar handelte sich um ein sekundäres Lymphödem bei CRPS I. Auch mit einem Periduralkatheter sowie unter Kurznarkose gelang es nicht, einen schmerzfreien Zustand herzustellen.

Schließlich entschloß sich das multidisziplinäre Ärzteteam in Absprache mit den Eltern zu einer mehrtägigen Narkose und maschineller Beatmung. Unter diesen Bedingungen konnte das Lymphödem innerhalb von fünf Tagen weitgehend ausgestrichen werden.

In der Aufwachphase erhielt das Mädchen Haloperidol. Es folgten krankengymnastische Übungen und manuelle Lymphdrainage. Nach zwei Wochen konnte die Patientin das Bein erstmals belasten und mit Unterstützung laufen. Die Schmerzmedikation erübrigte sich. Wegen der seit Jahren rezidivierenden Schmerzsymptomatik, die psychogen ausgelöst wurde, leiteten die Kollegen eine Psychotherapie ein.



STICHWORT

Lymphödem

Es werden primäre und sekundäre Lymphödeme unterschieden.

Primäre Lymphödeme kommen direkt bei der Geburt vor und werden daher kongenitale Lymphödeme genannt. Oder sie entstehen erst zwischen dem zehnten und 35. Lebensjahr (Lymphoedema praecox). Ursache ist eine Aplasie oder Hypoplasie der Lymphgefäße.

Sekundäre Lymphödeme können Folge von Entzündungen, malignen Erkrankungen oder Abschnürungen sein. Bei regionalen Schmerzsyndromen entstehen leichte Lymphödeme aufgrund einer autonomen Dysregulation des Abflusses der Lymphe. (ner)

Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Maximale Vitamin-C-Blutspiegel nach oraler (blau) und parenteraler (orange) Tagesdosis-Gabe.

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Infusion

Parenterale Gabe erzielt hohe Plasmakonzentrationen an Vitamin C

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Porträts: [M] Feldkamp; Luster | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

© Portraits: [M] Feldkamp; Luster | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

„ÄrzteTag extra“-Podcast

Die Schilddrüse tickt in jedem Lebensalter anders

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Frankfurt am Main
Abb. 1: Studie DECLARE-TIMI 58: primärer Endpunkt „kardiovaskulärer Tod oder Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz“ in der Gesamtkohorte

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [4]

Diabetes mellitus Typ 2

Diabetes mellitus Typ 2 Präventiv statt reaktiv: Bei Typ-2-Diabetes mit Risikokonstellation Folgeerkrankungen verhindern

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Patientenzentrierter Ansatz und europäische Produktion

© Springer Medizin Verlag

Unternehmen im Fokus

Patientenzentrierter Ansatz und europäische Produktion

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Advanz Pharma GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Sie fragen – Experten antworten

Impfung gegen Gelbfieber: Ist eine Auffrischung nötig?

Lesetipps
Der Rücken eines Mannes mit Gürtelrose zeigt Vesikel.

© Chinamon / stock.adobe.com

Alter für Indikationsimpfung herabgesetzt

STIKO ändert Empfehlung zur Herpes zoster-Impfung