Neues Hüftgelenk

Länger ASS statt Heparin?

Nach der Implantation eines künstlichen Hüftgelenks nicht nur zehn, sondern 28 Tage zu antikoagulieren, senkt das Thromboserisiko zusätzlich. Für die verlängerte Prophylaxe könnte ASS eine Alternative zu Heparin sein.

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HALIFAX. Für Patienten, die nach Hüftgelenkersatz bereits zehn Tage mit einem niedermolekularen Heparin (NMH) behandelt wurden, macht es keinen Unterschied, ob die Thromboseprophylaxe weitere 18 Tage mit dem NMH oder aber mit Azetysalizylsäure (ASS) fortgesetzt wird.

Die verlängerte Prophylaxe mit ASS war in einer randomisierten kontrollierten Studie nicht weniger wirksam und mindestens ebenso sicher wie die Weiterbehandlung mit Dalteparin.

An der kanadischen Multizenter-Studie beteiligten sich Patienten mit elektiver einseitiger Ersatzoperation, die zehn Tage lang Dalteparin (5000 U/d) erhalten hatten (Ann Intern Med 2013; 158: 800-806). 398 Patienten wurden mit Dalteparin und 380 mit ASS (81 mg/d) weiterbehandelt.

ASS nicht weniger wirksam als Dalteparin

Während der 90-tägigen Nachbeobachtungszeit kam es bei fünf Patienten der NMH-Gruppe (1,3 Prozent) und einem Patienten der ASS-Gruppe (0,3 Prozent) zu einer symptomatischen venösen Thromboembolie (VTE).

Lungenembolien, davon keine tödlich, traten nur unter dem NMH auf. Damit war ASS im Hinblick auf die VTE-Prävention nicht weniger, allerdings auch nicht stärker wirksam als Dalteparin.

Auch in Bezug auf klinisch relevante Blutungen waren die beiden Strategien nicht signifikant verschieden: Fünf Fälle unter NMH (1,3 Prozent) und ein Fall unter ASS (0,5 Prozent). Nur bei einem NMH-Patienten wurde die Blutung als schwer klassifiziert.

Der klinische Nettonutzen, unter dem die VTE-Rate und das Blutungsrisiko subsumiert werden, zeigte einen Trend zugunsten von ASS: Die Komplikationsrate betrug hier 0,8 Prozent (3 von 380) gegenüber 2,5 Prozent (10 von 398) unter Dalteparin.

Erste eandomisierte Studie

"Für die verlängerte Thromboseprophylaxe nach Hüftgelenkersatz könnte ASS eine wirksame, sichere, komfortable und billige Alternative zu einem NMH darstellen", folgern die Studienautoren um Dr. David R. Anderson von der Universität Halifax.

Dass die Ergebnisse durch eine geringere Therapieadhärenz in der Heparingruppe zustande gekommen sind, können Anderson und Kollegen weitgehend ausschließen.

Die Studie ist die erste randomisierte Studie, in der ASS in dieser Indikation mit einem NMH verglichen wird. Ältere Studien, die nicht randomisiert waren oder keine Vergleichstherapie beinhalteten, zeigten aber ebenfalls eine Reduktion des VTE-Risikos unter ASS. (BS)

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