Internistenkongress

Ernährungsmedizin rückt in den Fokus

An Ernährungsmedizin Interessierte erhalten beim DGIM 2018 viele Infos, etwa zur Ernährung bei gastrointestinalen Krankheiten oder dazu, was gute Klinikkost ausmacht.

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Mannheim. "Eure Nahrung sei eure Medizin" hieß es schon bei Hippokrates. Ernährungsmediziner klagen, die Bedeutung der Ernährung für den Gesundungsprozess werde im Medizinalltag unzureichend geschätzt. Benötigt jeder internistische Patient bei Krankenhausaufnahme ein Ernährungsassessment?

"Ja, vor allem wenn dieser Patient betagt ist", beantwortet Kongresspräsident Professor Cornel Sieber diese Frage im Gespräch mit der "Ärzte Zeitung". "Wir haben einerseits das Übergewichtsproblem, bei den Hochbetagten geht es dagegen bevorzugt um Appetitmangel, Muskelschwund, abnehmende Funktionalität und die Entwicklung eines Sturzsyndroms", so Sieber.

An seinem Lehrstuhl in Erlangen-Nürnberg sei die Ernährung ein Forschungsschwerpunkt, berichtet der Alternsforscher. "Wir beschäftigen uns intensiv mit Sarkopenie und Gebrechlichkeit (Frailty) sowie mit körperlicher Aktivität und Ernährung. Basierend auf dem, was wir heute wissen, halte ich es für absolut wünschenswert, dass jeder über 65-jährige Patient bei jedem Krankenhausaufenthalt entsprechend gescreent wird und, wenn sich daraus ein Warnsignal ergibt, ein detailliertes Ernährungsassessment erhält, um Mangelernährungszustände zu erfassen."

Dazu laufen übrigens europäische Kampagnen wie ONCA - "Optimal Nutritional Care for All", in denen Sieber ebenfalls aktiv ist. Heute seien Ärzte in der Lage, Unter- und Fehlernährung, Sarkopenie und Osteoporose therapeutisch anzugehen. Insofern sei es unverständlich, dass so wenig auf den Ernährungszustand geachtet werde und nur selten langfristige Therapien implementiert würden, betont der Kongresspräsident.

Auch in der Onkologie wird ja kritisiert, dass die Ernährung bislang keine wesentliche Rolle in der Versorgung spielt. Dabei sei "der Gewichtsverlust und die Kachexie bei diesen Patienten ein großes Problem und für die Prognose von erheblicher Bedeutung", sagt Sieber. Die Ernährungsintervention sei bei onkologischen Patienten dementsprechend noch sehr viel anspruchsvoller als bei alleiniger Sarkopenie. (ner)

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