Warum Kombitherapie bei Osteoporose?

NEU-ISENBURG (eb). Seit etwa zehn Jahren verwendet Professor Elmar Keck, Osteoporose-Spezialist in Wiesbaden, bei Patienten mit der Knochenerkrankung eine Kombinationstherapie. Als pathophysiologisch orientiertes Behandlungs-Konzept bezeichnet er diese Therapie, mit der er ja nur zum Teil den aktuellen Leitlinien zur Osteoporose-Therapie folgt. Welche Überlegungen stecken hinter Kecks Konzept, wie begründet er die Kombitherapie, zu der außer einem Bisphosphonat und der Basistherapie mit Vitamin D3 und Kalzium auch Fluoride gehören?

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Kalzium und Vitamin D3 sind bekanntlich notwendig, um neu gebildetes Osteoid ausreichend zu mineralisieren.

Aber wie kommt es überhaupt zur Neubildung von Osteoid? Bisphosphonate sind ja resorptionshemmende Wirkstoffe, wirken also den Osteoklasten entgegen. Das ist zwar sinnvoll, aber wenn ein Patient zu wenig Osteoid bildet - laborchemisch an der niedrigen knochenspezifischen alkalischen Phosphatase erkennbar - noch optimierungsfähig. Wodurch?

Durch eine Substanz, die die Osteoblasten, die Gegenspieler der Osteoklasten, stimuliert und so die Neubildung von Osteoid fördert, also osteoanabol wirkt.

Osteoanabol wirken außer Parathormon und dem noch nicht verfügbaren Strontiumranelat die seit langem zur Osteoporose-Therapie verwendeten Fluoride. Der osteoanabole Effekt der Fluoride hält nach Angaben von Keck "über Jahre an, und es kommt zu einem kontinuierlichen Zugewinn an neuem Knochen sowohl im Bereich der Wirbelsäule als auch im Schenkelhals, hier allerdings weniger ausgeprägt" (Orthopäde, 32, 2003, 1104).

Der Beginn der Therapie mit einem Fluorid sollte, so Keck, möglichst früh beginnen, "bevor die Mikroarchitektur des Knochens zu stark geschädigt ist, da nur die vorhandenen Trabekel verstärkt und nur selten neue trabekuläre Verknüpfungen hergestellt werden können".

Die Kombitherapie Vitamin D3, Kalzium, resorptionshemmendes Bisphosphonat plus eine osteoanabole Substanz wie Fluorid wird, wie Keck angibt, "von unserer Gruppe seit Jahren mit gutem Erfolg durchgeführt".

Eine solche Therapie ist übrigens recht einfach: Seit Anfang des Jahres gibt es das Kombi-Pack Ossofortin® plus, das, wie berichtet, außer Vitamin D3 und Kalzium niedrig dosiertes, retardiertes Fluorid enthält. Und: Die neue Therapieoption des Unternehmens Strathmann ist verschreibungspflichtig und wird von den Kassen erstattet.

Und was kann nun mit einer Kombitherapie klinisch erreicht werden?

Der Knochenmineralzusatz unter einer solchen Therapie beträgt nach Angaben von Keck pro Jahr "zwischen zehn und 15 Prozent bei gleichzeitiger Reduktion der Frakturrate in einer Größenordnung von etwa 80 Prozent".

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