Mainzer Forscher

Luftverschmutzung verkürzt das Leben durchschnittlich um 3 Jahre

Luftverschmutzung ist eines der größten Gesundheitsrisiken: Deren Folgen verkürzen das Leben der Menschen weltweit um durchschnittlich drei Jahre, haben Mainzer Forscher errechnet.

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 Emissionen aus der Nutzung fossiler Brennstoffe reduzieren die Lebenserwartung weltweit im Schnitt um ein Jahr.

Emissionen aus der Nutzung fossiler Brennstoffe reduzieren die Lebenserwartung weltweit im Schnitt um ein Jahr.

© Drbouz / Getty Images / iStock

Mainz. Luftverschmutzung verringert die Lebenserwartung der Menschen im globalen Durchschnitt stärker als Infektionskrankheiten oder auch als andere Herz-Kreislauf-Risikofaktoren wie das Rauchen. Das haben Forscher des Max-Planck-Instituts für Chemie und der Universitätsmedizin Mainz errechnet (Cardiovasc Res 2020; online 3. März)

Demnach verursachte Luftverschmutzung im Jahr 2015 weltweit 8,8 Millionen vorzeitige Todesfälle. Dies entspricht einer durchschnittlichen Verkürzung der Pro-Kopf-Lebenserwartung von 2,9 Jahren, heißt es in einer Mitteilung der Universitätsmedizin Mainz zur Veröffentlichung der Studie.

Mehr Todesfälle als durch Rauchen oder HIV

Im Vergleich dazu reduziere

  • Rauchen die Lebenserwartung um durchschnittlich 2,2 Jahre (7,2 Millionen Todesfälle),
  • HIV / Aids um 0,7 Jahre (1 Million Todesfälle) und
  • Malaria sowie andere durch Parasiten oder mittels Vektoren (etwa Stechmücken oder Läuse) verursachte Krankheiten um 0,6 Jahre (600.000 Todesfälle).

„Luftverschmutzung übersteigt Malaria als Ursache für vorzeitigen Tod um den Faktor 19 und HIV / Aids um den Faktor 9“, wird Professor Jos Lelieveld, Direktor am Max-Planck-Institut für Chemie und Erstautor der Studie, in der Mitteilung zitiert.

Für die Studie hatten die Mainzer Wissenschaftler den Zusammenhang zwischen einer Schadstoff-Exposition und dem Auftreten von Krankheiten untersucht. Auf Basis von epidemiologischen Kohortenstudien kalkulierten die Forscher die Auswirkungen verschiedener Verschmutzungsquellen.

Dabei differenzierten die Wissenschaftler zwischen Emissionen natürlichen Ursprungs, wie zum Beispiel durch Waldbrände oder Wüstenstaub, und anthropogenen – das heißt, von Menschen verursachten – Quellen wie beispielsweise der intensiven Nutzung fossiler Brennstoffe, heißt es in der Mitteilung. Basierend auf diesen Ergebnissen berechneten die Wissenschaftler dann eine krankheitsspezifische Sterberate und den Verlust der Lebensjahre in allen Ländern der Welt.

Am wenigsten Verschmutzung in Australien

Ergebnisse der Studie: Die durch die Luftverschmutzung verursachte vorzeitige Sterblichkeit ist in Ostasien und Südasien am höchsten (35 Prozent beziehungsweise 32 Prozent), gefolgt von Afrika (elf Prozent), Europa (neun Prozent), Nord- und Südamerika (sechs Prozent). Australien hat mit 1,5 Prozent die niedrigste Sterberate – und die strengsten Luftreinhaltungsstandards.

Fast zwei Drittel der durch Luftverschmutzung verursachten Sterbefälle, nämlich rund 5,5 Millionen pro Jahr, sind den Erkenntnissen der Studie zufolge grundsätzlich vermeidbar, denn der Großteil verschmutzter Luft stammt aus dem Einsatz fossiler Brennstoffe. So schätzen die Forscher auch, dass die durchschnittliche Lebenserwartung weltweit um etwas mehr als ein Jahr steigen würde, wenn die Emissionen aus der Nutzung fossiler Brennstoffe wegfielen. (eb)

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