Darmkrebs-Vorsorge je nach Risiko

NEU-ISENBURG (ars). Für Menschen mit durchschnittlichem Darmkrebsrisiko übernehmen die Kassen seit Oktober 2002 ein Standard-Screening. Für Gruppen mit erhöhtem Risiko wiederum gelten gesonderte Untersuchungs-Programme.

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Grundsätzlich gilt: Menschen ohne Darmkrebs in der Familie zahlen die Krankenkassen jährlich von 50 bis 54 Jahren einen Guajak-Test auf verborgenes Blut im Stuhl. Ab dem 55. Geburtstag sowie zehn Jahre später kommen sie für eine Koloskopie auf. Als Alternative bieten sie jedes zweite Jahr einen Guajak-Test. Wurden bei der ersten Koloskopie Polypen gefunden und entfernt, ist bereits nach drei Jahren die nächste Darmspiegelung indiziert.

Bei Risikopatienten übernimmt die GKV ein intensiviertes Programm:

  • Gut ein Fünftel der Darmkrebspatienten stammt aus Familien, in denen die Krankheit gehäuft auftritt, ohne dass die genetischen Ursachen geklärt sind. Bei Verwandten ersten Grades ist das Risiko, ebenfalls an Darmkrebs zu erkranken, um das Zwei- bis Vierfache erhöht. Ist also ein Verwandter ersten Grades - Eltern, Geschwister, Kinder - an Darmkrebs erkrankt oder wurde bei ihm ein Polyp oder Adenom nachgewiesen, sollten Angehörige zehn Jahre vor dem Alter, an dem die Diagnose gestellt wurde, eine Koloskopie machen lassen, spätestens aber mit 50.

Frauen, die bereits ein Endometrium-, Mamma- oder Ovarialkarzinom hatten, benötigen individuelle Screening-Termine.

  • Bei knapp zehn Prozent der Patienten liegt erblicher Krebs vor, der sich mit Gentests nachweisen lässt. Sind mehr als drei direkte Verwandte an Darm-, Magen- oder Gebärmutterkarzinomen erkrankt, dann gilt: Bei den Familienmitgliedern sind spätestens ab 25 Jahren Darmspiegelungen in mindestens zehnjährigen Abständen angezeigt.

Ist für eine Familie Darmkrebs vom Typ Hereditary Nonpolyposis Colorectal Cancer (HNPCC) bestä tigt, sollten sich die Mitglieder ab 25 einmal jährlich koloskopieren lassen. Da auch die Gefahr anderer Krebsarten erhöht ist, sind weitere Vorsorge-Untersuchungen notwendig, etwa auf gynäkologische Tumoren.

Liegt in der Familie eine familiäre adenomatöse Polyposis (FAP) vor, beginnen die Vorsorge-Untersuchungen schon in der Jugend. Bei HNPCC oder FAP wird eine humangenetische Beratung empfohlen.

  • Ebenfalls erhöht, und zwar bis zum Dreifachen, ist das Darmkrebsrisiko bei Typ-2-Diabetikern mit Insulintherapie. Grund: Das Hormon fördert die Zellproliferation. Diesen Patienten wird daher vor Beginn der Insulin-Injektionen eine Koloskopie empfohlen, danach alle fünf Jahre.
  • Patienten mit Colitis ulcerosa (CU) erkranken sechsmal öfter an Darmkrebs als Menschen ohne CU. Bei ausgedehnten Formen, die länger als acht Jahre bestehen, übernehmen die Kassen alle ein bis zwei Jahre eine Koloskopie mit je 40 bis 50 Biopsien.

Service-Paket für Ärzte

Sie möchten Ihre Patienten auf die Früherkennung bei Darmkrebs hinweisen? Dann profitieren Sie von einem Service der "Ärzte Zeitung": Ein doppelt bedrucktes Plakat, in Kooperation mit der Felix-Burda-Stiftung erstellt, bietet auf der einen Seite Wissen für Ärzte, die andere Seite ist ein Wartezimmer-Poster, das Patienten zur Vorsorge animiert. Es kann per Fax (06102/50 64 41 48) oder E-Mail (Vertrieb@aerztezeitung.de) angefordert werden. Zudem können Sie auf hier dreierlei Art Infomaterial für Patienten herunterladen, und zwar für allgemein Interessierte, für Menschen ab 55, die Zielgruppe der Screening-Koloskopie, und für jene mit familiär erhöhtem Risiko. Das Besondere: Sie können in einem Textfeld am Ende der Patienteninformation Ihren Namen, Anschrift, Telefonnummer und Öffnungszeiten Ihrer Praxis angeben. (ars)

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