Vernetzte Medizin - wie kann sie den Patienten helfen?

BERLIN (HL). Aktuell dreht sich der politische Streit um die elektronische Gesundheitskarte um technische Details, organisatorische Probleme und finanzielle Auswirkungen. Der Nutzen für den Patienten spielt in der öffentlichen Debatte bisher kaum eine Rolle.

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Um so wichtiger angesichts der aktuellen Entwicklung - sukzessive soll die Gesundheitskarte ab 2006 Einzug in die medizinische Wirklichkeit halten - ist das jetzt erschienene Buch "Vernetzte Medizin - Patienten-Empowerment und Netzinfrastrukturen in der Medizin des 21. Jahrhunderts", in dem sich Autor und Herausgeber Philipp Grätzel von Grätz vorrangig aus der Perspektive der Patienten einer neuen Informationstechnik nähert.

"Die Wünsche der Menschen (lassen sich) praktisch europaweit mit drei Schlagworten umschreiben: freie Arztwahl, Teilhabe am Entscheidungsprozeß, bessere Information", sagte Grätzel bei der Vorstellung seines Buches in Berlin. Der Autor schreibt übrigens auch regelmäßig für die "Ärzte Zeitung".

Mit der Gesundheitskarte entstehe ein neues Potential für mündig sein wollende Patienten: nämlich Gesundheits- oder Krankheitsinformationen über sich selbst zu gewinnen und zur Verfügung zu haben, ohne den Arzt fragen zu müssen.

      Das Internet bricht das Wissens- monopol der Ärzte.
   

Angesichts des speziellen Vertrauensverhältnisses zwischen Patienten und Ärzten müßten sich, so argumentiert Mediziner Grätzel, alle Veränderungen, die die Vernetzung des Gesundheitswesens mit sich bringen, daran messen lassen, ob diese von den Patienten hoch geschätzte Beziehung intakt bleibt. Deshalb richtet sich das Buch an Patienten und Ärzte gleichermaßen. Denn im ersten Schritt werden es die Ärzte sein müssen, die Patienten die Optionen der Karte erklären.

Aus diesem Grund steigt das Buch mit einem Fallbeispiel ein, der Patientin Anja, die in den 90er Jahren an Morbus Hodgkin erkrankte und die erst einmal alleingelassen in die Welt der medizinischen Fachliteratur eintauchte.

Erst über das Internet fand sie die Adresse Onkolink.com, ein virtuelles Tumorzentrum der Universität Pennsylvania - und diejenigen aktuellen und verständlichen Informationen, die sie brauchte. Daraus entstand schließlich INKA, das Informationsnetz für Krebspatienten und deren Angehörige, eine der ersten Patienten-Gemeinschaften im deutschsprachigen Internet (www.inkanet.de).

Und eben darauf müssen sich auch Ärzte einrichten: daß nämlich ihr Wissensmonopol endlich ist.

Philipp Grätzel von Grätz: Vernetzte Medizin - Patienten-Empowerment in der Medizin des 21. Jahrhunderts, Heise-Verlag, 19 Euro

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