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Medikamente zur richtigen Zeit

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Immer genauer gelingt Chronobiologen der Einblick in die Regulationsmechanismen, die die zirkadianen Rhythmen im Körper steuern. Jüngster Zweig der Forschung ist die Chronopharmakologie. Aktuelle Untersuchungen belegen, daß sowohl die Kinetik als auch die Wirkung von Arzneimitteln tageszeitabhängig sein können.

Das bedeute, so Professor Björn Lemmer in der 3., neu bearbeiteten Auflage seines Buches "Chronopharmakologie": Bei einer medikamentösen Therapie muß nicht nur die richtige Menge des richtigen Wirkstoffs an das richtige Organ gelangen, das alles muß auch zur richtigen Zeit geschehen. So sollten nach Angaben des Mannheimer Pharmakologen etwa Patienten mit Zahnschmerzen nachmittags zum Zahnarzt gehen, da wirke das Anästhetikum dreimal länger als morgens.

Auch rät Lemmer Angina-pectoris-Kranken, Nitroglyzerin am Morgen sparsamer zu dosieren, denn der Effekt der Koronarerweiterung sei da viel größer als nachmittags. Zudem könne auf eine mehrmalige, über den Tag verteilte Einnahme von H2-Blockern zugunsten der einmaligen abendlichen verzichtet werden. Rhythmische Phänomene beeinflußten also die Wirkung von Medikamenten, was auch bereits in therapeutischen Leitlinien berücksichtigt werde.

Derart spannend geht es in Lemmers anschaulich beschriebenen und vierfarbig illustrierten Texten unter anderen zur Chronopharmakologie von Antihistaminika, Lokalanästhetika, ACE-Hemmern, Diuretika, Kalziumantagonisten, Protonenpumpenhemmern, ASS, Psychopharmaka und Zytostatika weiter. Seine Infos über die Welt der inneren Uhren und deren Effekte auf die Wirksamkeit von Arzneistoffen verblüffen allemal. (hsr)

Björn Lemmer: Chronopharmakologie - Tagesrhythmen und Arzneimittelwirkung; Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart 2004; 3. Auflage, 190 Seiten, 187 vierfarbige Abbildungen, 22 Tabellen, 29 EUR, ISBN 3-8047-1304-1

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