Konstanzer Augenärztin organisierte Hilfe vom Krankenbett

Veröffentlicht:

Von Marion Lisson

Ein Jahr nach der Flutkatastrophe in Südostasien hat Dr. Miriam Beer wieder ein Stück geschafft: Die Augenklinik in Tangalle, einem kleinen Fischerdorf, fernab der Touristenströme, ist aufgebaut. Die ersten Patienten können behandelt werden.

Weihnachten 2004 war die kleine Augenstation in Tangalle von der Tsunamiwelle erfaßt und bis auf die Bodenplatte zerstört worden. Auch Miriam Beer, die damals vor Ort war und in ihrer kleinen Küche frühstückte, war von der Flut mit voller Wucht aus dem Haus gerissen worden. An einem Baum geklammert überlebte die 39jährige.

Im Krankenhaus in Colombo wurde sie am verletzten Bein operiert. Noch von ihrem Krankenhausbett aus versuchte die Augenärztin aus Konstanz, mit Hilfe ihres gemeinnützigen Vereins "Augenlicht für Ceylon" ein Soforthilfeprogramm für die Menschen vor Ort zu organisieren - mit großem Erfolg.

Seit fast zwei Jahren unterstützt Dr. Miriam Beer Einheimische im Süden Sri Lankas. Beer war bei einem Urlaub auf die Idee gekommen zu helfen. Damals sorgte die Medizinerin bereits dafür, daß eine kleine Augenstation aufgebaut werden konnte. Seitdem ist sie jährlich vier- bis sechsmal in Sri Lanka, um die Einheimischen kostenlos augenärztlich zu versorgen.

Doch die Flutkatastrophe von 2004 zerstörte alles: Menschen wurden getötet oder verletzt, Kinder verloren ihre Mütter, sämtliches Hab und Gut riß die Welle mit sich. Beer kannte und kennt die Menschen vor Ort. Sie weiß, wer Hilfe braucht: "Und das sind selten die Menschen, die sich bei den offiziellen Stellen melden."

Und genau dieses Wissen macht es offensichtlich vielen spendewilligen Menschen leichter, der Augenärztin ihr Geld für Hilfsmaßnahmen vor Ort anzuvertrauen. "Es haben auch Kollegen ihre Hilfe angeboten und sind bereit, im Krankenhaus vor Ort Operationen vorzunehmen", erzählt Beer im Gespräch mit der "Ärzte Zeitung".

Dank der Spenden konnten mehr als 5000 Überlebende mit Trinkwasser, Medikamenten, Nahrungsmitteln und Kleidung, Spielzeug und Kochgeschirr versorgt werden. Fünf Tonnen Hilfsgüter hat die engagierte Augenärztin inzwischen in den Katastrophengebieten im Süden und Osten der Insel verteilt. Hierzu zählten auch viele Korrektions- und Sonnenbrillen.

Für die Ärmsten der Armen baute die Hilfsorganisation bereits 20 Häuser und unterstützte die Einheimischen mit Baumaterial, Werkzeug und Transportmitteln beim Wiederaufbau. Der Haupterwerbszweig, die Fischerei, wurde durch den Kauf vieler Boote und Bootsmotoren, Fischernetze und Transportmittel (über 100 Fahrräder) unterstützt.

Beer schaffte es außerdem, in Tangalle ein 40 000 Quadratmeter großes Grundstück zu erwerben. Hier sollen eine Mustersiedlung, ein Mutter-Kind-Heim sowie ein Waisenhaus und Kindertagesstätten gebaut werden. Kürzlich erfolgte der erste Spatenstich für die Mustersiedlung.

"Wir haben das große Glück, daß uns Pharmafirmen, Brillenhersteller, Optiker, Apotheker, aber auch Kollegen unterstützen. Und wir brauchen weiterhin Hilfe", appelliert Beer denn auch angesichts der neuen Aufgaben in Tangalle an die Spendenfreudigkeit ihrer Mitmenschen.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Wie sich Fehlinfos geraderücken lassen

Das Faktensandwich hilft im Umgang mit falsch vorinformierten Patienten

Das könnte Sie auch interessieren
Glasglobus und Stethoskop, eingebettet in grünes Laub, als Symbol für Umweltgesundheit und ökologisch-medizinisches Bewusstsein

© AspctStyle / Generiert mit KI / stock.adobe.com

Klimawandel und Gesundheitswesen

Klimaschutz und Gesundheit: Herausforderungen und Lösungen

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein MRT verbraucht viel Energie, auch die Datenspeicherung ist energieintensiv.

© Marijan Murat / dpa / picture alliance

Klimawandel und Gesundheitswesen

Forderungen nach Verhaltensänderungen und Verhältnisprävention

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

© Frankfurter Forum für gesellschafts- und gesundheitspolitische Grundsatzfragen e. V.

Das Frankfurter Forum stellt sich vor

Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Detailansicht eines Windrades: Bringt eine ökologisch nachhaltige Geldanlage auch gute Rendite? Anleger sollten auf jeden Fall genau hinschauen.

© Himmelssturm / stock.adobe.com

Verantwortungsbewusstes Investment

„Nachhaltig – das heißt nicht, weniger Rendite bei der Geldanlage!“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank)
Protest vor dem Bundestag: Die Aktionsgruppe „NichtGenesen“ positionierte im Juli auf dem Gelände vor dem Reichstagsgebäude Rollstühle und machte darauf aufmerksam, dass es in Deutschland über drei Millionen Menschen gebe, dievon einem Post-COVID-Syndrom oder Post-Vac betroffen sind.

© picture alliance / Panama Pictures | Christoph Hardt

Symposium in Berlin

Post-COVID: Das Rätsel für Ärzte und Forscher

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung
Krisenkommunikation war Schwachpunkt in der Pandemie

© HL

Herbstsymposium der Paul-Martini-Stiftung

Krisenkommunikation war Schwachpunkt in der Pandemie

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Prävention

Mammografie-Screening: Das sind Hindernisse und Motivatoren

Lesetipps
Ein Hinweisschild mit Bundesadler vor dem Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe.

© Uli Deck/picture alliance/dpa

Update

Urteil

Bundesverfassungsgericht: Triage-Regelung nicht mit Grundgesetz vereinbar