Erinnerung an die düsterste Epoche der Ärzteschaft

MÜNCHEN (sto). An den 70. Jahrestag des Entzugs der Approbation aller jüdischen Ärztinnen und Ärzte am 25. Juli 1938 erinnert eine Ausstellung im Foyer der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB) in München.

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Ausstellung "Approbationsentzug 1938" im Foyer der KVB in München: Elisabeth Büscher (Mitte), Tochter der Münchner Ärztin Dr. Magdalena Schwarz, die durch den Approbationsentzug ihre berufliche Existenz verlor. Mit im Bild Hansjörg und Ursula Ebell, die das Konzept für die Ausstellung entworfen haben.

Ausstellung "Approbationsentzug 1938" im Foyer der KVB in München: Elisabeth Büscher (Mitte), Tochter der Münchner Ärztin Dr. Magdalena Schwarz, die durch den Approbationsentzug ihre berufliche Existenz verlor. Mit im Bild Hansjörg und Ursula Ebell, die das Konzept für die Ausstellung entworfen haben.

© Foto: Stoschek

Anhand von Briefen, Fotos und anderen Zeitdokumenten wird auf das Schicksal jüdischer Ärztinnen und Ärzte und deren Lebenswege aufmerksam gemacht, die durch den Approbationsentzug zum 30. September 1938 ihrer beruflichen Existenz beraubt wurden.

Die Ausstellung, die sich weitgehend auf die zum 50. Jahrestag veröffentlichte Dokumentation "Schicksale jüdischer und "staatsfeindlicher" Ärztinnen und Ärzte nach 1933 in München" der Ärztin Renate Jäckle stützt, wurde von Tobias Wittenborn gestaltet. Unter den Porträtierten ist auch der Kinderarzt Dr. Julius Spanier, der das Konzentrationslager Theresienstadt überlebt hatte und nach 1945 kommissarischer Leiter des Ärztlichen Kreis- und Bezirksverbandes München (ÄKBV) war.

Bei der Eröffnung der Ausstellung, die unter der Schirmherrschaft der Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München, Charlotte Knobloch, steht, war auch die Tochter der Münchner Ärztin Dr. Magdalena Schwarz, Elisabeth Büscher, anwesend, die als 13jährige das Berufsverbot der Nationalsozialisten für jüdische Ärztinnen und Ärzte miterlebte. Die Mutter durfte sich damals nur noch als "Krankenbehandlerin" um Juden und um die eigene Familie kümmern, erinnerte sich Büscher.

Der Anstoß zu der Ausstellung kam aus dem ÄKBV München. "Die Ärzteschaft hat die Verpflichtung, sich auch den düstersten Kapiteln ihrer Vergangenheit zu stellen", sagte Dr. Christoph Emminger, Vorsitzender des ÄKBV. Die Ausstellung zeige, dass Menschlichkeit und Mitgefühl Werte sind, die damals wie heute "unsere Tätigkeit stets bestimmen sollten", erklärte Emminger.

Unterstützt wird die Ausstellung auch von der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Bayerns (KZVB), dem Zahnärztlichen Bezirksverband München Stadt und Land sowie der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns. "Das, was 1938 unter dem Deckmantel des Erhalts der sogenannten "Volksgesundheit" geschehen ist, war schrecklich und ist ein unauslöschbarer Makel auf den Kitteln der deutschen Ärzteschaft, die sich dem Druck der Nationalsozialisten ebenfalls gebeugt hat. So etwas darf sich nie wiederholen", sagte der Vorsitzende der KVB, Dr. Axel Munte.

Die Ausstellung "Approbationsentzug 1938" ist im Foyer der KVB in der Elsenheimerstraße noch bis zum 29. August zu sehen und wird dann vom 24. September bis 16. Oktober im Kulturzentrum Gasteig gezeigt.

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