Entwicklungshilfe

Arzt bleibt trotz Ebola-Risikos im Krisengebiet

Im Ebola-betroffenen Liberia hält ein Allgemeinarzt die Stellung als Lepra- und Tuberkulose-Experte.

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NEU-ISENBURG. Die Ebola-Epidemie in Westafrika führt dazu, dass immer mehr deutsche Hilfskräfte das Land verlassen. Seit Mittwoch werden sie darin sogar durch das Auswärtige Amt bestärkt: Alle deutschen Staatsbürger sind zur Ausreise aus Ebola-Ländern aufgefordert.

Ausgenommen davon sei dringend benötigtes medizinisches Personal, ergänzte ein Sprecher des Amtes. Angesichts der Entwicklungen in der Ebola-Epidemie sind einige Fachkräfte deutscher Hilfsorganisationen vor Ort im Einsatz.

Anfang der Woche befanden sich noch fünf Mitarbeiter im Auftrag oder mit Finanzierung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) in Guinea, Liberia und Sierra Leone, heißt es aus dem Ministerium. Das umfasse die entsandten Mitarbeiter der Durchführungsorganisationen, der staatlichen Entwicklungszusammenarbeit sowie der Träger des zivilen Friedensdienstes.

Planungen für Notfallmaßnahmen, wie das Ausfliegen von Personal, würden durch die Vernetzung etwa mit Botschaften und Entwicklungsexperten vor Ort kontinuierlich aktualisiert. "Somit kann auf neue Entwicklungen umgehend und angemessen reagiert werden", wie das BMZ mitteilt.

Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) ist indes nur noch eingeschränkt in den betroffenen Ländern tätig. "Alle Familienangehörigen der entsandten Mitarbeiter und Entwicklungshelfer sind bereits in Ihre Heimatländer zurückgekehrt", bericht ein Sprecher der GIZ.

Viele deutsche Helfer schon ausgereist

Seitens des Personaldienstes der deutschen Katholiken für internationale Zusammenarbeit, der Arbeitsgemeinschaft für Entwicklungshilfe (AGEH), heißt es, dass ein Großteil der Fachkräfte, die in den Kerngebieten der Ebola-Epidemie Arbeit leisten, bereits ausgereist ist.

Die AGEH vermittelt Fachkräfte unter anderem für die Caritas und Misereor. "Acht der zehn Fachkräfte, die sich vor Ort im Einsatz befanden, sind nach Deutschland zurückgekehrt", sagt eine Sprecherin.

Für die Kräfte und deren Familien sei die Situation sehr belastend. Deshalb hat der Personaldienst Ende Juli angeboten, "die Region nach Absprachen mit den jeweiligen Dienstgebern vorübergehend zu verlassen" .

Damit komme die AGEH der bereits geltenden Aufforderung des Krisenstabs des BMZ vom 5. August zur Ausreise von Angehörigen von Fachkräften und der Überprüfung, wer von den Fachkräften vor Ort benötigt wird, nach.

Noch im Einsatz ist nach Informationen der AGEH auch ein Arzt, der im Ganta Rehab Hospital in Liberia tätig ist. Der Allgemeinmediziner ist dort für die Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe (DAHW) im Einsatz. Dort baut er unter anderem ein Kontrollprogramm für Lepra auf.

Wie ein DAHW-Sprecher im Gespräch mit der "Ärzte Zeitung" berichtet, gab es in der betreffenden Klinik bereits mehrere Ebola-Verdachtsfälle.

"Unser Lepra- und Tuberkuloseexperte hält die Gesundheitsversorgung aufrecht, weil viele Mitarbeiter in den medizinischen Versorgungseinrichtungen aus Angst fliehen und das System zusammenzubrechen droht", so der Sprecher weiter. (mh)

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