UN-Organisation

Neuer Rekord bei Treibhausgas-Konzentration

Die Konzentration der Treibhausgase in der Atmosphäre ist nach den Messungen von Klimaforschern so hoch wie nie. Alarm schlagen die UN jetzt zusätzlich wegen der Produktion illegaler Ozonkiller in Asien.

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Die Konzentration der klimaschädlichen Treibhausgase in der Atmosphäre ist nach den Messungen der Klimaforscher so hoch wie nie. Mitverantwortlich: die Verbrennung von Kohle, Öl und Gas, die Zementproduktion und andere Industrieprozesse. (im Bild ein Blockheizkraftwerk am neuen Flughafen BER in Schönefeld bei Berlin.)

Die Konzentration der klimaschädlichen Treibhausgase in der Atmosphäre ist nach den Messungen der Klimaforscher so hoch wie nie. Mitverantwortlich: die Verbrennung von Kohle, Öl und Gas, die Zementproduktion und andere Industrieprozesse. (im Bild ein Blockheizkraftwerk am neuen Flughafen BER in Schönefeld bei Berlin.)

© Patrick Pleul/ZB/dpa

GENF. Die Konzentration der klimaschädlichen Treibhausgase in der Atmosphäre ist nach den Messungen der Klimaforscher so hoch wie nie. „Es gibt keine Anzeichen für eine Umkehrung des Trends, der zu langfristigem Klimawandel, dem Meeresspiegelanstieg, der Versauerung der Meere und mehr extremen Wettersituationen beiträgt“, warnte die Weltwetterorganisation (WMO) am Donnerstag in ihrem jährlichen Treibhausgas-Bulletin.

„Ohne rapide Verringerungen von CO2 und anderen Treibhausgasen wird der Klimawandel immer stärkere zerstörerische und unumkehrbare Folgen für die Erde haben“, warnte WMO-Generalsekretär Petteri Taalas. „Die Chance, noch einzugreifen, ist fast vertan.“ Außer dem neuen Rekordniveau des bedeutendsten Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) macht den Forschern auch ein Ozonkiller Sorgen: das längst verbotene Kühlmittel CFC-11 oder Trichlorfluormethan. Es zerstört die Ozonschicht, die das Leben auf der Erde vor Schäden durch aggressives Sonnenlicht schützt und wirkt als Treibhausgas.

CFC-11 war im Rahmen des internationalen Ozonabkommens, des Montrealer Protokolls, verboten worden. Sein Anteil in der Atmosphäre sank seit Mitte der 1990er Jahre zunächst kontinuierlich. Der Rückgang habe sich aber seit 2012 deutlich verlangsamt, was auf neue illegale Produktion des Stoffs hindeute. Die WMO erwähnt nur „Produktion in Ostasien“, aber die Umweltschutzorganisation Environmental Investigation Agency (EIA) nannte vor Kurzem die Schaumstoffindustrie Chinas als Sündenbock.

Die CO2-Konzentration in der Atmosphäre stieg nach Angaben der WMO 2017 von 403,3 ppm (Teilchen pro Million Teilchen) auf 405,5. CO2 entsteht etwa durch die Verbrennung von Kohle, Öl und Gas, die Zementproduktion und andere Industrieprozesse. Die CO2-Konzentration lag 46 Prozent höher als in vorindustrieller Zeit, also vor 1750. Seit 1990 sei der Strahlungsantrieb durch langlebige Treibhausgase um 41 Prozent gestiegen, so die WMO.

Forscher beklagen abrupten CO2-Anstieg

Der Strahlungsantrieb misst die Energiebilanz der Erde und umfasst alle Kräfte, die die Erde erwärmen oder abkühlen. CO2 trug nach WMO-Angaben 66 Prozent dazu bei. Methan ist das zweitwichtigste Treibhausgas und trug 17 Prozent bei. Die Methan-Konzentration stieg auf 1859 Teilchen pro Milliarde Teilchen (ppb) und erreichte 257 Prozent des vorindustriellen Niveaus. Es entsteht vor allem bei der Rinderhaltung und im Reisanbau.

„Das letzte Mal, als die Erde ähnlich hohe CO2-Konzentrationen erlebte, war vor drei bis fünf Millionen Jahren“, sagte Taalas. „Damals war es zwei bis drei Grad wärmer und der Meeresspiegel lag 10 bis 20 Meter höher als heute.“ Auf den Zustand vor so langer Zeit können Forscher durch Eisbohrungen in uralte Luftblasen und Analysen von Fossilien schließen.

So abrupt wie in den vergangenen 70 Jahren ist die CO2-Konzentration nach Angaben der Forscher noch nie gestiegen. Am Ende der letzten Eiszeit erstreckte sich ein ähnlicher Anstieg über 3000 Jahre. Seit 1750 ist die Durchschnittstemperatur bereits um rund ein Grad gestiegen.

Der Weltklimarat (IPCC) rät dringend, den Anstieg bei 1,5 Grad zu begrenzen, um schwerste Folgen für Millionen Menschen auf der Welt abzuwenden. „Wir sind nicht auf Kurs, das zu schaffen“, sagte Taalas Stellvertreterin Elena Manaenkova in Genf. „Wir können 1,5 Grad nur schaffen, wenn die CO2-Emissionen bis 2030 um 45 Prozent unter das Niveau von 2010 gesenkt werden.“ (dpa)

Wir haben den Beitrag aktualisiert und ergänzt am 22.11.2018 um 14.20 Uhr

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