Mobile Retter

Ersthelfer dank App direkt am Ort

Schnell informiert im Notfall: Freiwillige Helfer werden per GPS direkt zu Einsatzorten in der Nähe gelotst – und helfen, bis der Krankenwagen kommt.

Anne-Christin GrögerVon Anne-Christin Gröger Veröffentlicht:
Zeitgleich mit dem Anruf in der Leitstelle werden in immer mehr Regionen auch freiwillige Mobile Erstretter alarmiert. Sie können schneller vor Ort sein als Rettungswagen.

Zeitgleich mit dem Anruf in der Leitstelle werden in immer mehr Regionen auch freiwillige Mobile Erstretter alarmiert. Sie können schneller vor Ort sein als Rettungswagen.

© ldprod / stock.adobe.com

KÖLN. Erleidet ein Patient einen Herz-Kreislauf-Stillstand, zählt jede Minute. Bis der Rettungsdienst eintrifft, kann es jedoch dauern. Durchschnittlich braucht der Rettungswagen neun Minuten, bis er am Einsatzort ist. Um dieses Zeitintervall zu verkürzen und Herz-Kreislauf-Patienten schneller erstversorgen zu können, haben sich die Björn-Steiger-Stiftung und der Kölner Verein Mobile Retter zusammengeschlossen und eine gemeinnützige Organisation gegründet.

„Durch schnelle Hilfe retten die Mobilen Retter Leben“, sagte Pierre-Enric Steiger, Präsident der Björn-Steiger-Stiftung, bei der Vorstellung der neuen Kooperation in Köln. „Ihr Projekt fußt auf moderner Technik und passt inhaltlich perfekt zu unserer Stiftung.“

Künftig bündelt die Stiftung, die sich seit 1969 für die Verbesserung der Notfallhilfe einsetzt, neben Laien-Defibrillatoren, Frühgeborenentransporte, Notrufsäulen und Erste-Hilfe-Schulungen auch die Alarmierung der Ersthelfer per App, unter ihrem Dach. Die Notfallhilfe soll dadurch noch koordinierter werden.

Ersthelfer herbeilotsen

Ansatz der Mobilen Helfer ist es, das Zeitintervall zu verkürzen, in dem Menschen in lebensbedrohlichen Situationen auf eine Erstversorgung warten müssen. Dafür nutzt der Verein eine App, über die sich qualifizierte Ersthelfer wie Ärzte, Feuerwehrleute oder Krankenschwestern registrieren können. Geht in der Leitstelle ein Notruf ein, alarmiert diese neben dem Rettungsdienst auch die mobilen, ehrenamtlich tätigen Retter.

Die App lokalisiert per GPS-Ortung die Ersthelfer, die in der unmittelbaren Umgebung unterwegs sind, und fragt, ob diese einsatzfähig sind. So kann schnell ein Ersthelfer vor Ort sein und mit Erste-Hilfe-Maßnahmen wie der Herzdruckmassage beginnen, bevor der Rettungswagen eintrifft. Die App lotst den Ersthelfer dann auch zum Ort des Notfalls.

Aktuell binden Leitstellen in zehn Regionen das System der Mobilen Retter mit ein, darunter Gütersloh, Kleve und Ingolstadt. In den Regionen Bielefeld und Essen ist eine Integration im Aufbau. Die Zahl der teilnehmenden Regionen ist nach Ansicht der Stiftung und des Vereins zu gering.

Sie fordern eine flächendeckende Ausweitung des Dienstes in Deutschland. Kreise und Städte sollten sich für die Alarmierungssysteme einsetzen. „Es darf keinen Unterschied machen, wo jemand in eine Notsituation gerät“, forderte Dr. Stefan Schmitgen, 2. Vorsitzender des Vereins Mobile Retter. Gute oder schlechte Überlebenschancen dürften keine Frage des Wohnortes sein.

Die bundesweite Umsetzung ist allerdings nicht einfach, berichtete Steiger. Rettungsdienste sind Sache der Länder, sodass die Implementierung an den Willen und die Kapazität der Städte oder Landkreise gebunden ist. Dazu kommen rechtliche und versicherungstechnische Unsicherheiten, so der Gütersloher Neurochirurg Dr. Ralf Stroop, der das Konzept des Mobilen Retters entwickelt und im Raum Gütersloh umgesetzt hat.

  • 13.500 ehrenamtliche Retter sind aktuell registriert, 5300 davon als aktive mobile Retter.
  • 10.700 Mal wurden sie alarmiert und haben 4900 Einsätze absolviert. Fünf Minuten dauert es im Schnitt, bis ein Ersthelfer an Ort und Stelle eintrifft.
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