Intensive Lipidsenkung stabilisiert Nierenfunktion

In der zweiten Lebenshälfte nimmt die Nierenfunktion beim Menschen kontinuierlich ab. Dabei scheint außer Bluthochdruck und Diabetes auch die Hyperlipidämie zu den Risikofaktoren zu zählen, die den progredienten renalen Funktionsverlust beschleunigen. Umgekehrt wirkt sich eine lipidsenkende Therapie offensichtlich günstig auf die Nieren aus.

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Eine Metaanalyse (Fried L.F. et al.) von 13 vor 2001 veröffentlichten Studien - davon 11 mit Statinen - kam zu dem Ergebnis, daß der renale Funktionsverlust durch Lipidsenkung signifikant reduziert wurde.

Eine Forschergruppe (Tonelli M. et al.) hat jüngst auf Basis der Studiendaten von über 18 500 Patienten mit und ohne KHK in einer Post-hoc-Analyse den Einfluß von Pravastatin auf die Nierenfunktion, gemessen an der glomerulären Filtrationsrate (GFR), untersucht. Sie stellten fest, daß Pravastatin die Rate des renalen Funktionsverlustes im Vergleich zu Placebo in moderatem Maße verringert hatte.

Italienische Nephrologen (Bianchi et al.) beobachteten in einer 2003 veröffentlichten kleinen kontrollierten Studie bei hypercholesterinämischen Patienten mit chronischer Nierenerkrankung, daß eine einjährige Behandlung mit Atorvastatin Proteinurie und Progression der Nierenschädigung reduzierte.

Glomeruläre Filtration nach Atorvastatin-Therapie verbessert

In welchem Maße die Nierenfunktion durch ein Statin günstig beeinflußt wird, scheint auch von der Intensität der Lipidsenkung abzuhängen. Dafür sprechen Ergebnisse einer neuen Post-hoc-Analyse von Daten der TNT-Studie (Treating to New Targets), die Professor James Shepherd aus Glasgow in Atlanta vorgestellt hat.

Nach diesen Daten verhinderte die stärkere Reduktion des Cholesterinspiegels mit 80 mg Atorvastatin nicht nur deutlich mehr kardiovaskuläre Ereignisse als eine moderate Lipidsenkung - auch auf die Nierenfunktion hat die aggressivere Therapie einen günstigeren Effekt.

In der TNT-Studie haben bekanntlich 10 001 Patienten mit stabiler KHK fünf Jahre lang entweder eine intensive oder konventionelle Lipidtherapie (mit 80 mg oder 10 mg Atorvastatin pro Tag) erhalten. Durch das höher dosierte Regime (erreichter LDL-Cholesterinwert: 77 mg / dl) konnte die Rate kardiovaskulärer Ereignisse im Vergleich zur moderateren Therapie mit 10 mg Atorvastatin (LDL-Wert: 101 mg / dl) signifikant um 22 Prozent gesenkt werden.

Bei 7 965 Teilnehmern ist zu Beginn und am Ende der Studie das Serumkreatinin gemessen und daraus die GFR bestimmt worden. Normalerweise sei mit einem GFR-Abfall von etwa 1 ml / min / 1,73 m2 pro Jahr als Zeichen für eine altersbedingt nachlassende Nierenfunktion zu rechnen, berichtete Shepherd. In beiden Armen der TNT-Studie war jedoch die GFR der Patienten nach fünf Jahren im Schnitt höher als zu Studienbeginn.

Besonders ausgeprägt war der GFR-Anstieg in der Gruppe der Patienten mit intensiver Lipidsenkung, wobei der Unterschied im Vergleich sowohl zum Ausgangswert als auch zur Gruppe mit moderater Lipidsenkung signifikant war. Von den Patienten mit initial eingeschränkter Nierenfunktion (GFR < 60 ml / min) erreichten mit 80 mg Atorvastatin signifikant mehr eine Normalisierung der renalen Funktion als bei einer konventionellen Therapie (45 versus 37 Prozent).

Blutdruckdifferenzen zwischen beiden Gruppen bestanden nicht. Shepherd vermutet deshalb, daß die Wirkung auf die Nierenfunktion etwas mit der Cholesterinsenkung zu tun hat. Möglicherweise werde durch günstige Effekte auf die Endothelfunktion die renale Durchblutung verbessert. (ob)

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