Nichts geht ohne abgeschlossene Ausbildung

Immer mehr junge Menschen mit einem mittleren Schulabschluss finden keinen Ausbildungsplatz. Auch Fachabiturienten haben oft Probleme.

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Klausur: Wer kein Abi oder keine abgeschlossene Ausbildung hat, bekommt am Arbeitsmarkt Probleme.

Klausur: Wer kein Abi oder keine abgeschlossene Ausbildung hat, bekommt am Arbeitsmarkt Probleme.

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GÜTERSLOH (eb). In Westdeutschland fehlt rund 260 000 Realschulabsolventen im Alter zwischen 25 und 34 Jahren die Berufsausbildung. Insgesamt haben dort 1,5 Millionen Menschen dieser Altersgruppe keinen Berufsabschluss - das ist jeder Fünfte. Diese Ergebnisse gehen aus einer neuen Studie der Bertelsmann Stiftung hervor, die in Zusammenarbeit mit dem Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung entstanden ist.

Die Untersuchung verdeutlicht zugleich die Wichtigkeit einer Berufsausbildung für die Teilnahme am Arbeitsmarkt: Ohne Berufsabschluss sinken die Chancen auf einen Voll- oder Teilzeitjob, und das Risiko der Arbeitslosigkeit steigt.

Chancen auf einen Job in Vollzeit sind gesunken

Der Studie zufolge, die wegen der großen Unterschiede auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt auf einen Ost-West-Vergleich verzichtet, stellen zwar nach wie vor junge Erwachsene ganz ohne Schulabschluss oder mit Hauptschulabschluss den größten Anteil der 25- bis 34-Jährigen, die über keine Berufsausbildung verfügen. Seit Mitte der 1990er Jahre sind aber in zunehmendem Maße auch Realschulabsolventen und (Fach-)-Abiturienten von Ausbildungslosigkeit betroffen.

In Westdeutschland ist diese Gruppe inzwischen fast genauso groß wie die der jungen Erwachsenen ohne Hauptschulabschluss (281 000 Personen). Selbst ein höherwertiger Schulabschluss wie die mittlere Reife bietet demnach heute keine Gewähr mehr für einen reibungslosen Übergang von der Schule über die Ausbildung in den Beruf.

Ausbildungslosigkeit hat für die jungen Menschen fatale Folgen: Die Chance auf eine Voll- oder Teilzeiterwerbstätigkeit ist für Personen ohne beruflichen Abschluss seit 1996 deutlich gesunken, ihr Arbeitslosigkeitsrisiko hat merklich zugenommen. So waren beispielsweise im Jahr 2007 von den männlichen Realschulabsolventen ohne Ausbildungsabschluss 22,5 Prozent erwerbslos. Von den jungen Männern mit Hauptschulabschluss ohne berufliche Qualifikation war knapp ein Viertel von Erwerbslosigkeit betroffen, von den Hauptschulabsolventen mit Berufsabschluss hingegen lediglich neun Prozent.

"Voraussetzung für die Teilhabe am Arbeitsmarkt ist heute eine erfolgreich abgeschlossene Berufsausbildung oder ein Abitur", fasst Dr. Jörg Dräger, für Bildung zuständiges Vorstandsmitglied der Bertelsmann Stiftung, die Ergebnisse der Studie zusammen: "Ein Haupt- oder Realschulabschluss allein schützt heute nicht mehr vor Arbeitslosigkeit, Abitur oder Ausbildung sind die notwendigen Mindestqualifikationen." Jeder Jugendliche müsse daher die Chance erhalten, eine Ausbildung zu absolvieren, fügt Dräger hinzu.

Reformen dringend angemahnt

Dafür seien Reformen im gesamten Bildungssystem notwendig: "Kein Jugendlicher darf die Schule mehr ohne Abschluss verlassen und jeder Jugendliche mit Abschluss verdient einen Ausbildungsplatz. Gute frühe Bildung, Ganztagsschulen und individuelle Förderung müssen daher zum Standard werden", sagt Dräger.

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