Kraft- und Balance-Training beugt im Alter Stürzen und Arthrose vor

FREIBURG (ner). "Schicken Sie Ihre Senioren zum Krafttraining!", appellieren Sportmediziner um Privatdozent Frank Mayer aus Freiburg an niedergelassene Ärzte. Denn kräftige Muskeln schützten vor Stürzen und degenerativen Gelenkerkrankungen.

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Nach Angaben von Mayer ist die mit dem Älterwerden steigende Sturz- und Verletzungsanfälligkeit vor allem auf die Verminderung von Typ-II-Muskelfasern sowie auf Koordinationsprobleme in der Bewegung zurückzuführen. Typ-II-Muskelfasern sorgen für die schnelle Kontraktion und sind wichtig bei kurzen Beanspruchungen.

Bei angepaßtem Krafttraining gibt es weniger Stürze

Ein angepaßtes Krafttraining in Kombination mit einem sensomotorischen Training reduziere nach Studienergebnissen die Zahl der Stürze, berichten Mayer und seine Kollegen von der Abteilung Rehabilitative und Präventive Sportmedizin an der Uniklinik Freiburg (Geriatrie Praxis 10, 2004, 12).

Zudem senke bereits die relativ geringe Kraftzunahme von 20 bis 25 Prozent die Wahrscheinlichkeit von Kniegelenkarthrosen. Dennoch werden Kräftigungsprogramme für Senioren, besonders unter Verwendung von Geräten, oft skeptisch beurteilt. Die Freiburger Sportmediziner empfehlen ein Widerstandstraining, bei dem das eigene Körpergewicht überwunden oder abgebremst werden muß, um die Muskelmasse zu steigern. Hinzu kommen koordinative Übungen der Rumpf- und Extremitätenmuskulatur sowie ein Stabilitätstraining unter Alltagsbedingungen.

Ein Beispiel dafür sind funktionelle Belastungen auf einer Treppe mit Richtungswechseln und eventuell mit externen Gewichten. Zudem könnten die Umgebungsbedingungen geändert werden, etwa beim Training auf stabilem Untergrund, auf weichen Matten oder auf dem Therapiekreisel. Bei isolierten Defiziten sollten einzelne Komponenten der Bewegungskette gezielt trainiert werden, so Mayer.

Sensomotorisches Training verbessert das Gleichgewicht

Das sensomotorische Training soll die Gelenke muskulär stabilisieren und dazu führen, daß ältere Menschen ihr Gleichgewicht besser halten können als vorher. Dabei verbessern sich vor allem Personen mit niedrigem koordinativem Trainingsniveau in kurzer Zeit deutlich.

Notwendig ist die mindestens zwei- bis dreimalige Belastung pro Woche, begleitet von einem Beweglichkeitstraining. Die Verbindung von situativem Krafttraining mit Belastungsanforderungen des täglichen Lebens erhöht nach Angaben Mayers die Kraft bei gleichzeitig verminderter Belastung von Stoffwechsel und Herz-Kreislaufsystem.

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