Aids-Stiftung: Sparpaket verschlechert Situation HIV-Infizierter

DÜSSELDORF (iss). Die prekäre materielle Situation vieler Menschen mit HIV oder Aids wird sich durch das Sparpaket der Bundesregierung weiter verschlechtern, warnt die Deutsche Aids-Stiftung.

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Gerade Patienten, die nicht mehr erwerbsfähig sind, würden massiv benachteiligt, sagte Ulrich Heide, geschäftsführender Vorstand der Stiftung, vor Journalisten in Düsseldorf. "Menschen mit HIV und Aids sind bereits die Opfer der Gesundheits- und Sozialreformen der vergangenen Jahre." Bei der Deutschen Aids-Stiftung gingen im Jahr 2009 mehr als 2500 Anträge auf Hilfeleistungen von Betroffenen in einer materiellen Notlage ein. 48 Prozent der gewährten Einzelhilfen in Höhe von 400 000 Euro flossen in die finanzielle Unterstützung rund ums Wohnen. Zehn Prozent wurden für die medizinische Versorgung verwandt, etwa bei Hilfsmitteln.

"Offensichtlich funktionieren die Härtefallregeln für chronisch Kranke nicht", kritisierte Heide. Das gelte vor allem für den Zahnersatz. Die Stiftung verzeichnet einen überdurchschnittlichen Anteil von Frauen, die um Unterstützung baten. Ihr Anteil erreichte 2009 mit 41 Prozent einen Höchststand, obwohl nur 18 Prozent der Infizierten weiblich sind. "Viele Frauen sind in einer größeren sozialen Notlage, auch weil sie häufig allein erziehend sind."

Wohnprojekte sind ein Förderschwerpunkt der Stiftung, weil Betroffene wegen der langjährigen Einnahme von Medikamenten und häufigen Co-Morbiditäten oft schon in jüngeren Jahren umfassende Betreuung brauchen. "Diese Menschen passen nicht in andere Einrichtungen, schon gar nicht in Altersheime. Die Stiftung hat sich daher bereits vor Jahren zur Beteiligung an Immobilien zur langfristigen Sicherung notwendiger Wohn- und Pflegeprojekte entschieden", sagte der Vorstandsvorsitzende Dr. Christoph Uleer.

Die Deutsche Aids-Stiftung hat 2009 insgesamt 3,1 Millionen Euro für Hilfsleistungen aufgewandt. "Das war mehr, als wir an Spenden eingenommen haben", sagte Uleer. Die Spenden beliefen sich auf 2,6 Millionen Euro. Die Kapitalerträge aus dem Stiftungskapital hätten gereicht, um Verwaltungs- und Personalkosten zu decken.

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