Frühes Screening in Kliniken soll Killerkeime besiegen

Nosokomiale Infektionen stellen ein wachsendes und teures Problem dar. Experten sprechen sich daher für Regeluntersuchungen schon bei der Klinikaufnahme aus.

Veröffentlicht:

BERLIN (hom). Hygieneexperten haben sich dafür ausgesprochen, jeden Krankenhauspatient in Deutschland schon bei der Aufnahme auf multiresistente Keime (MRSA) hin zu untersuchen. Bund und Länder hätten für eine "konsequente" Umsetzung entsprechender Screening-Verfahren zu sorgen, sagte der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH), Professor Martin Exner, am Dienstag in Berlin. Erregerscreenings seien die "entscheidende Voraussetzung, "um unmittelbar krankenhaushygienische Maßnahmen einleiten zu können".

Dazu gehöre auch, MRSA-Patienten von anderen Patienten zu trennen, um eine Übertragung der Keime zu vermeiden und infizierte Personen angemessen behandeln zu können. Stigmatisiert werden solle niemand, so Exner. Screenings seien ein wichtiger, aber eben nur ein Mosaikstein einer umfassenden Strategie zur Verbesserung der Krankenhaushygiene. Nötig sei auch eine bundeseinheitliche Hygiene-Verordnung, so Exner.

Nach Schätzungen der DGKH ziehen sich in deutschen Kliniken jährlich bis zu einer Million Patienten eine Infektion zu. Rund 30 000 Patienten sterben daran. Als besonders gefährlich werden Erreger eingestuft, die gegen ein oder mehrere Medikamente Resistenzen entwickelt haben. Solche Erreger stellten ein "eskalierendes Problem" in Kliniken dar, sagte Exner.

Der Chef des Verbandes der Diagnostica-Industrie (VDGH), Matthias Borst, sagte, mit Hilfe von Erregerscreenings ließe sich das "Einschleppen gefährlicher Keime in Kliniken wirksam bekämpfen". Die Industrie biete Instrumente, um "Erreger frühzeitig zu erkennen". Nur müssten diese Verfahren auch eingesetzt werden. Durch ein flächendeckendes Screening auf gefährliche Keime lasse sich in Deutschland im Jahr rund eine Milliarde Euro einsparen, rechnete Borst vor.

Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Koordinierende Versorgung als Ziel

Long-COVID-Richtlinie in Kraft - jetzt fehlt noch die Vergütung

Lesetipps
128. Deutscher Ärztetag in der Mainzer Rheingoldhalle.

© Rolf Schulten

Berufliche Qualifikation

Ärztetag fordert von der EU Priorität für Gesundheitsthemen