Kommentar
Von Chaos keine Spur
Droht in Deutschland ein Chaos, wenn Berufsgewerkschaften wie der Marburger Bund an Einfluss gewinnen? Bislang deutet nichts daraufhin, wie die Arbeitskampf-Bilanz 2010 des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts, aber auch die Streikstatistik der Bundesagentur für Arbeit zeigen.
Beide registrieren seit 2006 einen permanenten Rückgang der Beschäftigten, die sich an Arbeitsniederlegungen beteiligen, sowie der Streiktage. Und genau 2006 gelang es zum Beispiel dem MB erstmals einen arztspezifischen Tarifvertrag zu vereinbaren. Zwei Jahre später setzte die Gewerkschaft der Lokführer zum ersten Mal einen eigenen Tarifvertrag durch.
Für Streik-Betroffene waren die Folgen sicher kurzzeitig unerquicklich. Manche planbare Op wurde verschoben, und Bahnkunden warteten vergeblich auf ihren Zug - aber von chaotischen Zuständen war Deutschland in den vergangenen Jahren weit entfernt.
Die Zahlen entziehen der Initiative des Arbeitgeberverbandes und des Gewerkschaftsbundes, die den Einfluss der Spartengewerkschaften beschränken wollen, damit Deutschland nicht eine unüberschaubare Zahl von Arbeitskämpfen drohe, nahezu jede Grundlage.
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