Kommentar zum Thema Schwerbehinderung

Mit der Gießkanne

Helmut LaschetVon Helmut Laschet Veröffentlicht:

Schwerbehinderung ist ein Massenphänomen: Nach neuesten Daten des Statistischen Bundesamtes sind 7,6 Millionen Menschen, also 9,3 Prozent der Bevölkerung schwer behindert mit einem Grad von mindestens 50 Prozent. Unter den über 65-Jährigen ist mehr als die Hälfte schwer behindert.

Ursächlich dafür sind zum allergrößten Teil Krankheiten, nicht Unfälle oder angeborene Behinderungen. Dabei greift ein Automatismus, der dazu führt, dass sich die Schwerbehinderten-Zahlen in schwindelerregenden Höhen bewegen.

So führt die Diagnose Krebs automatisch bei den Versorgungsämtern zu einer Anerkennung eines Behindertengrades von mindestens 50 Prozent – ohne nähere Prüfung der Umstände im Einzelfall. Bei jährlich nahezu 480.000 neu diagnostizierten Krebserkrankungen ist auf diese Weise für Behinderten-Nachwuchs gut gesorgt.

Das ist Sozialpolitik mit der Gießkanne – teuer, ineffizient und unsozial. Ein Behindertengrad von 50 Prozent nützt vor allem gut verdienenden Arbeitnehmern durch einen Steuerfreibetrag von 570 Euro, durch fünf zusätzliche Urlaubstage und weitgehenden Kündigungsschutz. So wird mit der Gießkanne Geld verplästert, das den wirklich Bedürftigen nicht zur Verfügung steht.

Lesen Sie dazu auch: Höchster Wert seit 1990: Fast jeder Zehnte ist schwerbehindert

Schlagworte:
Mehr zum Thema

Geplante Abwicklung des ÄZQ zum Jahresende

DEGAM wirbt für Fortsetzung des NVL-Programms

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Tierexperiment: Neuer Signalweg identifiziert

Essen in Sicht? Die Leber ist schon aktiv!

Lesetipps
Wo lang im Gesundheitswesen? Der SVR Gesundheit und Pflege empfiehlt mehr Richtungspfeile für alle Akteure.

© StefanieBaum / stock.adobe.com

Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege

Gesundheitsweise empfehlen Primärversorgung für alle – und Quotierung der Weiterbildung

„Wenn die Politik Wissenschaftlern sagen würde, wir wollen dieses oder jenes Ergebnis, ist das Propaganda.“ Klaus Überla – hier im Treppenhaus seines Instituts – über Einmischungen aus der Politik.

© Patty Varasano für die Ärzte Zeitung

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer