Kommentar – Kommentar zum Armutsbericht
Das Rezept gegen Armut heißt Bildung!
Mehr als 700 Seiten umfasst der am Mittwoch vom Bundeskabinett verabschiedete Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung. Er bildet den offiziellen Stand über das Ausmaß an sozioökonomischer Ungleichheit in Deutschland ab, einschließlich einer Fülle von Details über politische Interventionen, mit denen die Bundesregierung versucht hat, dieser Ungleichheit entgegenzuwirken. Naturgemäß löst ein solcher Report Debatten darüber aus, mit welchen weitergehenden Entscheidungen die sozioökonomische Lage von Menschen in prekären Verhältnissen verbesser werden kann.
Naturgemäß stehen an erster Stelle naheliegende sozial- und fiskalpolitische Instrumente der Umverteilung: der weitere Ausbau des Systems der Mindestlöhne – in Wirklichkeit eine Art staatliche Lohnfestsetzung, die die Tariffreiheit aushöhlt und ökonomische Gesetze außer Kraft setzt – bis hin zu steuerpolitischen Vorschlägen. All das zielt auf künstliche Umverteilung, die darauf gerichtet ist, den Leistungsträgern der Gesellschaft noch höhere Lasten aufzubürden, ohne die tatsächlichen Ursachen von Ungleichheit anzugehen.
So bedarf es einiger Mühe, in dem gewaltigen Konvolut des Regierungsberichts zu diesen Ursachen vorzustoßen, die denn auch auf nur wenigen Seiten abgehandelt werden: niedriger Sozialstatus des Elternhauses, unzureichende Bildungschancen, mangelnde Fähigkeit, Bildungschancen wahrzunehmen und damit verbunden ein deutlich schlechterer Gesundheitsstatus von Kindern und Jugendlichen mit einer insgesamt ungünstigen Perspektive für die Zukunft. Wir stellen fest, dass es in Deutschland eine ausgeprägte soziale Immobilität gibt: Das heißt, Kinder, die in prekären Verhältnissen aufwachsen, haben große Schwierigkeiten, durch Bildung und Ausbildung bessere sozioökonomische Niveaus als ihre Eltern zu erreichen. Dieses Phänomen lässt sich jedenfalls nicht durch teure Umverteilungspolitik erreichen, sondern nur durch mehr und gezieltere Bildungsinvestitionen.
Nimmt man Migranten und ihre Kinder hinzu, dann dürften die Herausforderungen noch größer werden. In einer alternden Gesellschaft sind das schlechte Zukunftsaussichten. Nicht zu Unrecht mahnen die führenden Wirtschaftsinstitute in ihrem Frühjahrsgutachten deutlich mehr Investitionen in Bildung an.
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