Kommentar – Kommentar zum Armutsbericht

Das Rezept gegen Armut heißt Bildung!

Helmut LaschetVon Helmut Laschet Veröffentlicht:

Mehr als 700 Seiten umfasst der am Mittwoch vom Bundeskabinett verabschiedete Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung. Er bildet den offiziellen Stand über das Ausmaß an sozioökonomischer Ungleichheit in Deutschland ab, einschließlich einer Fülle von Details über politische Interventionen, mit denen die Bundesregierung versucht hat, dieser Ungleichheit entgegenzuwirken. Naturgemäß löst ein solcher Report Debatten darüber aus, mit welchen weitergehenden Entscheidungen die sozioökonomische Lage von Menschen in prekären Verhältnissen verbesser werden kann.

Naturgemäß stehen an erster Stelle naheliegende sozial- und fiskalpolitische Instrumente der Umverteilung: der weitere Ausbau des Systems der Mindestlöhne – in Wirklichkeit eine Art staatliche Lohnfestsetzung, die die Tariffreiheit aushöhlt und ökonomische Gesetze außer Kraft setzt – bis hin zu steuerpolitischen Vorschlägen. All das zielt auf künstliche Umverteilung, die darauf gerichtet ist, den Leistungsträgern der Gesellschaft noch höhere Lasten aufzubürden, ohne die tatsächlichen Ursachen von Ungleichheit anzugehen.

So bedarf es einiger Mühe, in dem gewaltigen Konvolut des Regierungsberichts zu diesen Ursachen vorzustoßen, die denn auch auf nur wenigen Seiten abgehandelt werden: niedriger Sozialstatus des Elternhauses, unzureichende Bildungschancen, mangelnde Fähigkeit, Bildungschancen wahrzunehmen und damit verbunden ein deutlich schlechterer Gesundheitsstatus von Kindern und Jugendlichen mit einer insgesamt ungünstigen Perspektive für die Zukunft. Wir stellen fest, dass es in Deutschland eine ausgeprägte soziale Immobilität gibt: Das heißt, Kinder, die in prekären Verhältnissen aufwachsen, haben große Schwierigkeiten, durch Bildung und Ausbildung bessere sozioökonomische Niveaus als ihre Eltern zu erreichen. Dieses Phänomen lässt sich jedenfalls nicht durch teure Umverteilungspolitik erreichen, sondern nur durch mehr und gezieltere Bildungsinvestitionen.

Nimmt man Migranten und ihre Kinder hinzu, dann dürften die Herausforderungen noch größer werden. In einer alternden Gesellschaft sind das schlechte Zukunftsaussichten. Nicht zu Unrecht mahnen die führenden Wirtschaftsinstitute in ihrem Frühjahrsgutachten deutlich mehr Investitionen in Bildung an.

Lesen Sie dazu auch: Soziale Ungleichheit: Armut- und Reichtumsbericht zeigt alarmierende Zahlen

Jetzt abonnieren
Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Blutzuckervariabilität

Wie die Time Below Range das Diabetes-Management verbessert

Let‘s talk about...

Tabuthema Sex: Wie spricht man es in der Sprechstunde an?

Lesetipps
Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung

Schwindel kann viele unterschiedliche Ursachen haben. Mit den richtigen Fragen kommt man aber zur richtigen Diagnose.

© Andrey Popov / stock.adobe.com

BAM-Kongress 2025

Schwindel in der Hausarztpraxis: Fünf Fragen zur Ursachenfindung

Prophylaktische Maßnahmen sind der beste Weg, um Infektionen bei Krebspatientinnen und -patienten zu verhindern. Während und nach ihrer Chemotherapie sind sie dafür besonders anfällig. (Symbolbild)

© RFBSIP / stock.adobe.com

Vorbeugen ist besser als heilen

Wie die Infektionsprophylaxe bei Krebspatienten gelingt