Niedersachsen

Maues Gehalt: Gefängnisklinik sucht Ärzte

Nur mit Mühe kann das Justizvollzugskrankenhaus Lingen die Versorgung aufrechterhalten.

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LINGEN. Das Justizvollzugskrankenhaus bei der JVA Lingen in Niedersachsen hat mit Ärztemangel zu kämpfen. Ein Grund ist die Bezahlung der Ärzte. "Das Justizministerium bezahlt die Ärzte im Haus nach den Tarifen des Öffentlichen Dienstes oder bei Verbeamtung nach dem niedersächsischen Besoldungsgesetz", sagt Markus Hölscher, Fachbereichsleiter Personal und Organisation. "In der freien Wirtschaft würden sie häufig mehr Geld verdienen."

Vor allem braucht das Haus Psychiater, Internisten und Chirurgen. Aktuell fehlen drei Ärzte. Von den 77 Betten, die den rund 6000 Gefangenen aus Niedersachsen und Bremen in Lingen zur Verfügung stehen, sind im Schnitt etwa 75 Prozent belegt. Lingen ist die einzige Einrichtung im Land zur stationären Versorgung von Gefangenen. Das Krankenhaus verfügt über eine chirurgische, eine innere und eine psychiatrische Station inklusive Zahnstation, Labor und Radiologie.

"Bei uns arbeiten derzeit sieben Ärzte", sagt Hölscher. Drei von ihnen, ehemals niedergelassene oder in einem Krankenhaus tätige Ärzte, die nun eigentlich im Ruhestand sind, arbeiten in der JVA auf Honorarbasis, damit die Versorgung funktioniert. Hinzu kommen Konsiliarärzte, die in Praxen oder Krankenhäusern tätig sind.

Lange musste das Krankenhaus inserieren – mit wenig Erfolg. Viele Ärzte wüssten nicht, dass es JVA-Kliniken gibt. "Am Schluss funktioniert die Mund-zu-Mund-Propaganda am besten", sagt Hölscher. Offenbar wollen nur wenige Ärzte in einer JVA arbeiten. Manchem falle die Arbeit mit Gefangenen vielleicht nicht so leicht, wie die Versorgung anderer Patienten, so Hölscher. Unterdessen haben sich zwei neue Ärzte zu Hospitationen vorgestellt – aus Syrien und Algerien. "Wenn sich die Einstellungen realisieren lassen, hätte sich die Lage zumindest vorerst entspannt", sagt Hölscher. Die Einstellungsprüfungen laufen noch. (cben)

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Gefängnisärzte: Zu schlecht bezahlt

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