Nichtraucherschutz wird in NRW nur lax gehandhabt

KÖLN (iss). Nichtraucherschutz ist in der nordrhein-westfälischen Gastronomie für viele offenbar noch ein Fremdwort. Nach zwei aktuellen Untersuchungen wird in jeder dritten Gaststätte des bevölkerungsreichsten Bundeslandes geraucht, sind nur drei von 50 Diskotheken rauchfrei.

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Das Deutsche Krebsforschungszentrum Heidelberg (DKFZ) hat die Daten aus Begehungen von 2046 Gaststätten in 15 Städten des Landes ausgewertet. Danach halten sich 94 Prozent der Rauchergaststätten nicht an die gesetzlichen Vorschriften, indem sie etwa selbst zubereitete Gerichte anbieten. 81 Prozent der Raucherclubs verzichten auf die obligatorischen Einlasskontrollen.

Gibt es separate Raucherräume, fehlt häufig die vollständige räumliche Abtrennung. "Unter all diesen Missständen leiden nicht nur die Gäste, sondern vor allem die Beschäftigten, die jeden Tag in der mit Tabakrauch kontaminierten Atemluft arbeiten müssen", sagt Dr. Martina Pötschke-Langer, Leiterin der Stabsstelle Krebsprävention im DKFZ.

Auch Testbesuche der Verbraucherzentrale NRW in Diskotheken brachten Mängel ans Licht. Zwar hatten 34 der besuchten 50 Tanzlokale eine eigene Raucherzone, sie war aber meist nur unzureichend vom Nichtraucherbereich getrennt. In vielen Diskotheken wurde selbst auf der Tanzfläche geraucht.

Es sei ein ernüchternder Befund, dass junge Diskogänger gesundheitsschädlichem Dauerqualm ausgesetzt sind, sagt Klaus Müller, Vorstand der Verbraucherzentrale. "Die Konsequenz daraus: Sonderregelungen, die genügend Spielraum für missbräuchliche Nutzung lassen, müssen in NRW dringend abgeschafft werden."

Die nordrhein-westfälische Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne) sieht in den Untersuchungen eine Bestätigung ihres Vorhaben, das Nichtraucherschutzgesetz zu verschärfen. "Auch für Bürgerinnen und Bürger in Nordrhein-Westfalen muss es möglich sein, in Kneipen und Bars rauchfrei ein Bier trinken zu können."

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