Richtgrößen: Irrfahrt durch dichten Nebel

Wann fallen die Regresse? Eine Antwort auf diese Frage blieben KBV-Vorstand Dr. Carl-Heinz Müller und Ersatzkassenchef Thomas Ballast beim Tag der Niedergelassenen schuldig - trotz eines heftigen Schlagabtauschs.

Wolfgang van den BerghVon Wolfgang van den Bergh Veröffentlicht:
Kontroverse Diskussion zum Thema Regresse am Stand der KVen beim Hauptstadtkongress.

Kontroverse Diskussion zum Thema Regresse am Stand der KVen beim Hauptstadtkongress.

© Frank Bauchspieß

BERLIN. Angetreten waren Dr. Carl-Heinz Müller und Thomas Ballast, um über das Thema Arzneimittelverordnungen zu diskutieren und dabei eine Prognose für die Abschaffung von Regressen zu geben. Fakt ist: Die Auffassungen von KBV und Ersatzkassen liegen meilenweit auseinander.

Denn für Ballast ist klar: "Wenn Ärzte das Wirtschaftlichkeitsgebot brechen, folgt der Regress." Und der komme nicht einfach so aus heiterem Himmel. Im Gegenteil: Mehrfach werde der Arzt aufgefordert, sein Verordnungsverhalten zu korrigieren, bevor ein Regress vollzogen werde. Der vdek-Chef: "Regresse sind und bleiben unvermeidlich."

Überdies stellten sie auch keine ernsthafte wirtschaftliche Bedrohung für den Arzt dar, behauptete Ballast, wobei er eine Kassen-Statistik präsentierte. So habe die Regress-Summe im Jahr 2009 über alle niedergelassenen Ärzte im Schnitt etwa 500 Euro (pro Jahr) betragen.

Sein Fazit: "Ein Verordnungssystem ohne Geschwindigkeitsbegrenzung funktioniert nicht."

"Richtgrößen müssen fallen"

Aber nicht bei einer Fahrt durch dichten Nebel, bei der man die Beschilderung nicht erkennen könne, konterte Müller, womit er die Diskussion auf Rabatte und Richtgrößen lenkte. "Die Richtgrößen müssen fallen. Wir haften für etwas, für das wir nicht verantwortlich sind."

Ärzte hätten kein Verständnis dafür, dass über 95 Prozent das Damoklesschwert der Regresse schwebe, wenn lediglich zwischen drei und fünf Prozent der Ärzte einen Regress bekommen. Müller: "Hier reden wir über Regresse in der Größenordnung zwischen 20 000 und 200 000 Euro."

Müllers Credo: Er verteidigte sein Konzept der Wirkstoffverordnungen, weil dies nicht nur die Richtgrößenprüfung überflüssig mache, sondern auch zu Einsparungen von über zwei Milliarden Euro führe. Ballast sagte dazu nicht grundsätzlich nein, zeigte sich aber skeptisch bezüglich der Höhe der Einsparungen.

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