NRW-Ministerin Steffens für mehr Delegation

Die Politik sucht Rezepte gegen den Fachkräftemangel im Gesundheitswesen. NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens setzt vor allem auf mehr Kooperation - und auf die Delegation ärztlicher Leistungen.

Ilse SchlingensiepenVon Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:
Steffens: Das Gegeneinander muss ein Ende haben.

Steffens: Das Gegeneinander muss ein Ende haben.

© sepp spiegl / imago

KÖLN. Angesichts des sich abzeichnenden Fachkräftemangels ist im Gesundheitswesen ein konzertierter Kraftakt notwendig, glaubt die nordrhein-westfälische Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne).

Alle Akteure müssten gemeinsam die bestehenden Strukturen kritisch überprüfen und nach Verbesserungsmöglichkeiten suchen, sagte Steffens beim "Gesundheitskongress des Westens 2012" in Köln.

"Weil wir wissen, dass unser System nicht eins zu eins mit den Menschen, die dort beschäftigt sind, aufrecht erhalten werden kann, müssen wir sehen, wie wir das System verbessern können", forderte Steffens.

Sie will in Nordrhein-Westfalen das gemeinsame Landesgremium nach Paragraf 90a SGB V nutzen, damit Politik, Ärzte, Kliniken und Krankenkassen nach Lösungen suchen. Dabei gehe es nicht um Schuldzuweisungen an einzelne Parteien.

Effizienz durch Delegation

"Wir brauchen andere Versorgungskonzepte", betonte sie. Sie müssten an den Patienten und dem Versorgungsbedarf orientiert sein.

Gleichzeitig müssten die bestehenden Strukturen effizienter werden. "Das geht nur im Konsens, das Gegeneinander muss ein Ende haben."

Handlungsbedarf sieht die Ministerin etwa bei der Vermeidung stationärer Aufenthalte von älteren Patienten. "Wir brauchen in vielen Bereichen multiprofessionelle Teams."

Die Delegation ärztlicher Leistungen könne an vielen Stellen zu einer höheren Effizienz beitragen.

Die Nachwuchsprobleme dürften die Beteiligten im Gesundheitswesen nicht daran hindern, die Zusammenarbeit an den Schnittstellen zu verbessern, sagte der Vorsitzende der KV Westfalen-Lippe Dr. Wolfgang-Axel Dryden.

Die Kommunikation zwischen den Sektoren müsse sich noch deutlich verbessern. "Wir brauchen Effizienzsteigerungen durch Kooperation und entlastende Strukturen", so Dryden.

Ein Wettbewerb um Patienten zwischen niedergelassenen Ärzten und Kliniken mache keinen Sinn, sagte der Vorsitzende der KV Nordrhein (KVNo) Dr. Peter Potthoff.

Last durch berufsfremde Aufgaben

"Wir sollten uns nicht bekämpfen, sondern zu vernünftigen Arbeitsstrukturen kommen, die es ermöglichen, die Mittel sinnvoll einzusetzen."

Wie die Kliniken stünden auch die Praxen unter einem massiven wirtschaftlichen Druck, betonte Potthoff. Von den Ärzten würden zu viele Dinge verlangt, die nichts mehr mit ihrem Beruf zu tun hätten.

Dazu trage die durch den Wettbewerb der Krankenkassen bedingte Vielzahl einzelner Versorgungsverträge bei. Mini-Verträge, die mit einem hohen Verwaltungsaufwand verbunden sind, werde die KVNo nicht mehr abschließen, kündigte er an.

"Selbstverständlich wird es noch Verträge geben, aber nicht mehr solche, die praktisch kein Volumen haben."

Der Vertragswettbewerb der Kassen sei politisch gewollt und auch von Ärzten und Kliniken gefordert worden, sagte Andreas Hustadt, Leiter des Ersatzkassenverbands vdek in NRW.

Einzelverträge hätten durchaus ihren Sinn. "Neue Versorgungsstrukturen und Versorgungsangebote werden geprüft und dann in der Fläche eingeführt", so Hustadt.

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