Wesiack im Interview

"BDI - angesehener Partner für Politik, Kassen und Öffentlichkeit"

Nach zwölf Jahren im Amt wird BDI-Präsident Dr. Wolfgang Wesiack am 9. April bei der Delegiertenversammlung nicht mehr kandidieren. Warum, das erläutert er im Interview mit der "Ärzte Zeitung".

Wolfgang van den BerghVon Wolfgang van den Bergh Veröffentlicht:

Ärzte Zeitung: In wenigen Tagen wählt der Berufsverband Deutscher Internisten seinen neuen Vorstand. Einem kleinen Kreis enger Mitarbeiter ist seit Monaten bekannt, dass Sie nicht mehr für das Amt des Präsidenten kandidieren werden. Was hat Sie zu diesem Entschluss bewogen?

Dr. Wolfgang Wesiack

'BDI - angesehener Partner für Politik, Kassen und Öffentlichkeit'

© Berufsverband Deutscher Internisten e. V (BDI)

Aktuelle Position: seit 2004 Präsident des Berufsverbandes Deutscher Internisten

Werdegang/Ausbildung: Studium in München und Hamburg, 1973 Staatsexamen, 1981 Facharzt für Innere Medizin, 1983 Niederlassung in Hamburg

Karriere: 1995/96 Vorsitzender der KV Hamburg; seit 1994 Mitglied der Delegiertenversammlung der Ärztekammer Hamburg

Dr. Wolfgang Wesiack: Meine Überlegungen gingen davon aus, was auch in Zukunft das Beste für den BDI sein wird. Ich bin seit zwölf Jahren im Amt. Das ist eine lange Zeit. Kontinuität ist für einen Verband wichtig, aber auch Erneuerung und Weiterentwicklung.

Gilt das auch für den restlichen Vorstand? Wird es hier weitere Veränderungen geben?

Wesiack: Das wird die Entscheidung der Delegiertenversammlung sein. Außer mir werden weitere drei Personen zur Wiederwahl nicht antreten. Ich bin überzeugt, dass die Delegiertenversammlung eine kluge Wahl treffen wird.

Zurück zu Ihnen: Wie schwer ist Ihnen die Entscheidung gefallen?

Wesiack: Das war ein längerer innerer Prozess, denn ich habe dieses Amt mit Herz und Hirn, mit Überzeugung und Begeisterung ausgeführt. Es geht nicht um meine Person, sondern darum, was jetzt das Beste für diesen Zentralverband der Inneren Medizin ist.

Der BDI hat sich in den vergangenen Jahren verändert - dazu haben Sie maßgeblich beigetragen. Was waren für sie die berufspolitischen Highlights in zwölf Jahren an der Spitze des Verbandes?

Wesiack: Da gibt es einiges, was wir gemeinsam erreicht haben. Ich erwähne nur die Novellierung der Muster-Weiterbildungsordnung mit der Wiedereinführung des Facharztes für Innere Medizin 2007, die Aussöhnung mit dem Hausärzteverband, der Eintritt des BDI in den SpiFa, die Gründung der Allianz Deutscher Ärzteverbände.

Wir sind wieder ein wichtiger Partner für die Politik, für die Kassen, für ärztlichen Organisationen und für die Öffentlichkeit geworden. Voraussetzung dafür war und ist die innere Geschlossenheit des Verbandes.

Gab es denn Entscheidungen, bei denen Sie sagen, das würde ich heute anders machen?

Wesiack: Wir haben sicher wichtige Weichen gestellt. Ob dann am Ende alles erfolgreich ist, hängt auch vom Umfeld und anderen Faktoren ab, auf die wir nur begrenzten Einfluss haben.

Können Sie dazu ein oder zwei konkrete Beispiele nennen?

Wesiack: Ein Beispiel dafür ist die Gebührenordnung für Ärzte, die GOÄ: Hier wollen wir die Bürgerversicherung verhindern. Das ist richtig, Ob uns das nach dem aktuellen Debakel aber gelingt, hängt vom politischen Umfeld, den Parteien und vom Ergebnis der nächsten Bundestagswahl ab.

Die Selbstverwaltung, insbesondere die KBV befindet sich im Dauerclinch mit der Politik. Ein Gesetz, das im Wesentlichen auf mehr Kontrolle der Selbstverwaltung setzt, ist in Arbeit. Haben Sie dafür Verständnis?

Wesiack: Ich bin ein überzeugter Anhänger der Selbstverwaltung und ein Gegner der Überregulierung. Selbstverwaltung muss sich auch entfalten können. Sie darf nicht zum verlängerten Arm des BMG degenerieren. Leider sind hier in den letzten Jahren von beiden Seiten Fehler gemacht worden.

Wie schätzen Sie in diesem Kontext das Gewicht der Verbände in der gesundheitspolitischen Situation ein?

Wesiack: Unterschiedlich! Der Hausarztverband hat hier eine Erfolgsstory hingelegt, zu der man nur gratulieren kann. Die Facharztverbände, die sich jetzt im Spitzenverband der Fachärzte organisiert haben und Kliniker und Niedergelassene vereinen, haben sich auf diesen Weg gemacht.

Ist jetzt die Zeit reif für strategische Partnerschaften?

Wesiack: Das muss ein vorrangiges Ziel sein. Nur vereint werden wird gegenüber der Politik, aber auch gegenüber den Krankenkassen etwas erreichen können.

… und wen haben Sie da im Blick?

Wesiack: Die Hausärzte, alle Niedergelassenen und die Klinikärzte.

Werden Sie dem Verband weiterhin mit Rat und Tat zur Seite stehen?

Wesiack: Wenn es gewünscht wird, gerne.

Wie werden Sie die "Mehr-Zeit", die Ihnen jetzt zur Verfügung steht, nutzen?

Wesiack: Als Entscheidungsträger ist man oft ein von äußeren Zwängen und Ereignissen Getriebener. Viel Zeit zum Nachdenken bleibt da häufig nicht.

Auch die Zahl freier Wochenenden ist sehr überschaubar. Es wird mir sicher nicht langweilig werden, da ich weiter mit Begeisterung in unserer Gemeinschaftspraxis in Hamburg arbeiten und dem BDI eng verbunden bleiben werde.

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