Lauterbach kartet nach

„Ärzte zu oft auf dem Golfplatz“

SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach schließt sich dem Ruf der Krankenkassen nach mehr Arztsprechstunden an. Viele Ärzte würden weder Mittwoch- noch Freitagnachmittag arbeiten.

Veröffentlicht:
Karl Lauterbach (hier als Gast in der Tallkshow „M.Lanz“) schließt sich dem Kassentenor nach mehr ärztlichen Sprechstunden an.

Karl Lauterbach (hier als Gast in der Tallkshow „M.Lanz“) schließt sich dem Kassentenor nach mehr ärztlichen Sprechstunden an.

© Stephan Persch / dpa / picture alliance

NEU-ISENBURG. In einem Bericht der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ hat SPD-Gesundheitseperte Karl Lauterbach sich in die aktuelle Debatte um mehr Sprechstundenzeiten eingemischt. „Es kann nicht sein, dass Öffnungs- und Arbeitszeiten immer kundenfreundlicher werden, auf kranke Arbeitnehmer so gut wie keine Rücksicht genommen wird, und nur Ärzte davon ausgenommen sind“, wird der Vizevorsitzende der SPD-Fraktion dort zitiert. Viele Ärzte würden weder Mittwoch noch Freitag an den Nachmittagen arbeiten. Und er setzt noch einen drauf:„Der ein oder andere Arzt wird ab Mittwochnachmittag auf dem Golfplatz gesehen“, so Lauterbach wörtlich.

Ärzteverbände hatten sich schon am Vortag gegen die von Seiten des GKV-Spitzenverbandes geäußerte Forderung nach mehr Sprechstunden für die Patienten – vor allem in den Abendstunden und auch samstags – gewehrt. Der Vize-Vorstandschef des Spitzenverbands, Johann-Magnus von Stackelberg, hatte zuvor mit den Worten geäußert: „Krankheiten richten sich nicht nach den Lieblingsöffnungszeiten der niedergelassenen Ärzte.“

Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) wies die Forderung als „dreist und frech“ zurück. Vielmehr verweigerten die Kassen den Ärzten ausreichend Honorar. Auch BÄK-Chef Prof. Dr. Frank Ulrich Montgomery sagte: „Die Kassenfunktionäre sollten sich dringend aus ihren Verwaltungsgebäuden heraus bemühen und einen Blick in die Praxen der niedergelassenen Ärzte werfen.“

Der NAV-Virchow-Bund äußerte sich nun ebenfalls zu Stackelberg und Lauterbach. „Was diese beiden Herren hier veranstalten, ist ein absichtlich grobes Foul und soll vom eigenen Versagen ablenken“, so Dr. Dirk Heinrich, Bundesvorsitzender des Verbandes der niedergelassenen Ärzte Deutschlands in einer Mitteilung.

Beide seien noch niemals in der Versorgung kranker Menschen tätig gewesen und hätten auch sonst vom Alltag und den Realitäten in den Arztpraxen keine Ahnung. Zynischer und niederträchtiger als mit dem Verweis auf die Golfplatzaktivitäten an Mittwochnachmittagen könne man eine Berufsgruppe nicht diskreditieren, so Heinrichs harsche Kritik. Denn genau in dieser Zeit arbeite man meist die Kassenbürokratie ab. In einem offenen Brief habe er daher Lauterbach aufgefordert, sich bei den niedergelassenen Ärzten zu entschuldigen. (run)

Lesen Sie dazu auch: GKV-Spitzenverband: Krankenkassen für mehr Sprechstunden abends und am Samstag Kommentar: Stichelei des GKV-Spitzenverbands

Mehr zum Thema

Geplante Abwicklung des ÄZQ zum Jahresende

DEGAM wirbt für Fortsetzung des NVL-Programms

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Tierexperiment: Neuer Signalweg identifiziert

Essen in Sicht? Die Leber ist schon aktiv!

Lesetipps
Wo lang im Gesundheitswesen? Der SVR Gesundheit und Pflege empfiehlt mehr Richtungspfeile für alle Akteure.

© StefanieBaum / stock.adobe.com

Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege

Gesundheitsweise empfehlen Primärversorgung für alle – und Quotierung der Weiterbildung

„Wenn die Politik Wissenschaftlern sagen würde, wir wollen dieses oder jenes Ergebnis, ist das Propaganda.“ Klaus Überla – hier im Treppenhaus seines Instituts – über Einmischungen aus der Politik.

© Patty Varasano für die Ärzte Zeitung

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer