Freie Arztwahl soll in der Schweiz extra kosten

BERN/BERLIN (ine). In der Schweiz soll es die freie Arztwahl künftig nur noch gegen Aufpreis geben: Der Nationalrat - die große Kammer des Parlaments - hat für die Managed-Care-Reform gestimmt.

Veröffentlicht:
Künftig sollen Patienten in der Schweiz bei freier Arztwahl, grundsätzlich mehr zahlen.

Künftig sollen Patienten in der Schweiz bei freier Arztwahl, grundsätzlich mehr zahlen.

© Jürgen Priewe / fotolia.com

Ab 2012 soll die integrierte Versorgung innerhalb von Ärztenetzen in der Schweiz zur Regel werden. Der Bundesverband Managed Care (BMC) in Berlin sieht die Entwicklungen in der Schweiz gelassen: Die Reformpunkte seien nicht eins zu eins auf Deutschland übertragbar. Der Berufsverband der Schweizer Hausärzte unterstützt die Gesetzesänderung zur Förderung der integrierten Versorgung, der noch der Ständerat, die kleine Kammer des Parlaments, zustimmen muss. Die Hausärzte kritisieren allerdings, dass der Bundesrat in Fragen der Qualität und Umfang der Budgetmitverantwortung der Netze eingreift. Um Kosten im Gesundheitswesen zu senken und die Effizienz zu steigern, sollen alle Ärztenetze künftig Budgetmitverantwortung übernehmen. Bislang war dies den Netzärzten freigestellt.

Von den mehr als 100 Ärztenetzen haben sich derzeit etwa 85 Prozent für eine Budgetmitverantwortung entschieden, heißt es beim Forum Managed Care in Winterthur. Mitverantwortung bedeutet, dass ein Netz für eine bestimmte Gruppe von Patienten ein vereinbartes Kostenziel einhält. Wird dieses Ziel nicht erreicht, wird das Risiko zwischen dem Netz und dem Versicherer geteilt. Die Hausärzte begrüßen, dass die Reform die Krankenkassen verpflichtet, in jeder Region mindestens ein Managed-Care-Modell anzubieten. Die Einschränkung der freien Arztwahl halte sich in einem vertretbaren Rahmen. Künftig sollen Patienten, die an der freien Arztwahl festhalten, 20 Prozent der die Franchise (Selbsthalt) übersteigenden Gesundheitskosten selbst bezahlen. Derzeit zahlt jeder erwachsene Schweizer im Schnitt etwa 250 Euro für die obligatorische Grundversicherung. Hinzu kommen ein Selbstbehalt von 300 Franken im Jahr sowie eine Eigenbeteiligung von zehn Prozent der Behandlungskosten - bis maximal 700 Franken.

Der deutsche Bundesverband Managed Care (BMC) plant indessen, eigene Vorschläge zur Gesundheitsreform in Deutschland zu machen. "Da wird es auch darum gehen, Managed-Care-Instrumente aus der Schweiz in Deutschland einsetzbar zu machen", sagt Ralf Breitgoff vom BMC. Allerdings sei das Schweizer Gesundheitswesen nicht mit Deutschland vergleichbar. Denkbar sei allerdings, Ärzte künftig stärker in Verhandlungen zur qualitätsorientierten Vergütung einzubinden.

Schlagworte:
Mehr zum Thema

Kritik an „Suizidtourismus“ in den USA

Mehrere US-Bundesstaaten wollen Beihilfe zum Suizid erlauben

„Mehr Ernsthaftigkeit“ nötig

Drogenbeauftragter für härteren Kurs gegen das Rauchen

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Ulrike Elsner

© Rolf Schulten

Interview

vdek-Chefin Elsner: „Es werden munter weiter Lasten auf die GKV verlagert!“