Großbritannien auf Arztsuche

Grünes Licht für 5000 neue Hausärzte

Brexit hin, Brexit her: Die Briten wollen neue Hausärzte auf die Insel holen. Ausländer sind willkommen, denn: "Ohne EU-Ärzte würde der NHS nicht funktionieren."

Arndt StrieglerVon Arndt Striegler Veröffentlicht:
5000 Hausärzte will Großbritannien anwerben: Das Land zahlt für einen neuen Allgemeinmediziner bis zu 20.000 Pfund Vermittlungsprämie.

5000 Hausärzte will Großbritannien anwerben: Das Land zahlt für einen neuen Allgemeinmediziner bis zu 20.000 Pfund Vermittlungsprämie.

© Lucian Milasan / Fotolia

LONDON. Großbritannien paradox: Obwohl der Brexit vor der Tür steht, hat das Gesundheitsministerium jetzt grünes Licht für die Anwerbung von bis zu 5000 neuen Hausärzten gegeben, von denen jeder zweite "vermutlich aus dem Ausland" kommen soll.

Hintergrund: Im Königreich fehlen Allgemeinmediziner nicht zuletzt deshalb, weil Arztpraxen bald schon sieben Tage pro Woche geöffnet sein sollen.

Das Gesundheitsministerium hatte bereits vor einiger Zeit angekündigt, den staatlichen britischen Gesundheitsdienst (National Health Service, NHS) "zukunftstauglich und modern" gestalten zu wollen. Dazu gehöre, dass Hausarztpraxen sieben Tage pro Woche für ihre Patienten zugänglich seien, so das Ministerium.

Vermittlungprämie bis zu 20.000 Pfund

Das allerdings kann nur erreicht werden, wenn zusätzlich tausende Hausärzte eingestellt werden, denn schon jetzt gibt es in einigen Landesteilen einen Hausarztmangel. Das Ministerium hat deshalb kürzlich zahlreiche Rekrutierungsagenturen angeheuert, die jetzt bei der Suche nach Hausärzten helfen sollen. Pro vermitteltem Hausarzt oder Hausärztin winken bis zu 20.000 Pfund (22.000 Euro) Prämie.

Freilich: Noch ist unklar, wie sich der für März 2019 anstehende Brexit auf die berufliche Situation von europäischen Medizinern, die keinen britischen Pass haben, in Großbritannien auswirken wird.

Recherchen der "Ärzte Zeitung" in Großbritannien ergaben, dass seit dem Brexit-Votum im Juni 2016 vermutlich hunderte EU-Hausärzte entweder das Land bereits verlassen haben oder zumindest erwägen, ihre Zelte im Königreich abzubrechen.

Unsichere Zeiten

"Die Zukunft ist mir viel zu unsicher, um noch länger hier zu bleiben", sagte eine französische Hausärztin der "Ärzte Zeitung" in London.

Der Berufsverband Royal College of General Practitioners (RCGP) sagt, dass von den rund 34 000 derzeit in England praktizierenden Hausärzten rund 5000 aus dem EU-Ausland kommen. "Ohne EU-Ärzte würde der NHS nicht funktionieren."

Mit der Anwerbung der 5000 neuen Hausärzten soll bereits in diesem Herbst begonnen werden. Ärztliche Berufsverbände begrüßten den Schritt, warnten aber vor möglichen Komplikationen durch den Brexit. Gesundheitspolitische Beobachter rechnen damit, dass sich London und Brüssel in den kommenden Wochen endlich darauf einigen werden, wie die Zukunft bereits heute in Großbritannien ansässiger Ärzte aussehen wird.

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