Paradigmenwechsel

Healthcare-Branche denkt um

Weg vom Krankheits-, hin zum Gesundheitsmanagement, lautet ein Trend, den die Initiative "Healthy Living" verfolgt - eine Chance für Healthcare-Anbieter.

Matthias WallenfelsVon Matthias Wallenfels Veröffentlicht:

MÜNCHEN. Wenn Unternehmen ihre Strategie auch auf den Bereich der Gesunderhaltung ausrichten, können sie Wachstumschancen nutzen, Marktveränderungen frühzeitig erkennen und gleichzeitig einen Beitrag zur Finanzierbarkeit des Gesundheitswesens leisten.

Dieser Ansicht ist zumindest Dr. Norbert Hültenschmidt, Partner bei der Strategieberatung Bain & Company in Zürich.

Wie das zum Beispiel für einzelne Healthcare-Anbieter aussehen könnte, zeigt die Initiative "Healthy Living" des Weltwirtschaftsforums in Zusammenarbeit mit Bain.

Appell für Sektor übergreifende Initiativen

Im Rahmen der Initiative wurde eine Charta für gesundes Leben und ein Bericht erarbeitet, der laut Bain einen Rahmen für Sektor übergreifende Initiativen und umsetzungsorientierte Instrumente bietet.

Ziel der Initiative sei es, Projekte anzustoßen und zu unterstützen, die dem Anstieg nicht-übertragbarer Krankheiten, wie zum Beispiel Krebs oder Diabetes, entgegenwirken und einen gesunden Lebensstil fördern.

Das "Healthy Living"-Feld soll nach dem Willen der Initiatoren viel Raum für Investitionen bieten, von denen Unternehmen, Mitarbeiter und Gesellschaft gleichermaßen profitieren können.

"Healthy Living" ist, so Bain, vor dem dichotomisch anmutenden Hintergrund zu sehen, dass sich heute zwar Gesundheits- und Fitnessthemen nicht mehr nur in den Lifestyle-Rubriken der Presse, sondern immer häufiger auf Titelseiten und in Wirtschaftsteilen, im Fernsehen und Online-Medien finden.

Dem stehe gleichzeitig die aktuelle Entwicklung gegenüber, dass in den Industrienationen, zunehmend auch in Schwellenländern, ein gesunder Lebensstil mehr und mehr vernachlässigt wird.

Wachstumspotenzial bei Medikamenten

Wer heute in den USA zur Welt komme, könne wegen zunehmender Fettleibigkeit statistisch gesehen bis zu fünf Jahre früher sterben als die vorherigen Generationen.

Die körperliche Aktivität der Chinesen habe binnen zwei Dekaden um fast 50 Prozent abgenommen. 19 Prozent aller Bürger Saudi-Arabiens wiesen erhöhte Blutzuckerwerte auf, 40 Prozent aller Russen rauchten.

Die Folgen sind, wie Bain mahnt, fatal: 43 Prozent der Sterbefälle infolge nicht-übertragbarer Krankheiten beträfen mittlerweile Menschen unter 70. Internationale Organisationen, Regierungen weltweit und Unternehmen seien sich dieser Problematik zunehmend bewusst.

Für Unternehmen gelte es daher, die Marktveränderungen frühzeitig zu erkennen und sich bietende Chancen zu nutzen.

So gebe es Wachstumspotenzial bei Medikamenten und Technologien, die nicht-übertragbare Krankheiten diagnostizieren und therapieren helfen, vor allem auch im frühen Stadium, um spätere Komplikationen zu vermeiden.

Trend zu gesundem Leben

Technologie- und Telekommunikationsunternehmen würden dank modernster Entwicklungen wie Telemonitoring-Lösungen zur Patientenüberwachung auch eine Rolle dabei spielen, dem geänderten Lebensstil geschuldete Krankheitsbilder zu managen.

Vom Trend zu gesundem Leben profitieren zunächst sicherlich die Anbieter von Wellnessangeboten, Sportartikeln und Stressmanagementprogrammen, wie Bain hervorhebt.

In der Lebensmittel- und Getränkeindustrie, dem Einzelhandel und der Gastronomie gebe es ein großes Bedürfnis nach gesunden und dennoch einfachen und schnellen Gerichten über die komplette Preisschiene.

Bei den Healthcare-Dienstleistungen lägen Wachstumschancen in besseren Versicherungsangeboten, privaten Gesunderhaltungs-Einrichtungen oder umfassenden Gesundheitsinformations- und Management-Diensten.

"Vitality" belohnt gesunden Lebensstil

"Wir stellen einen Paradigmenwechsel fest - vom Krankheits- hin zum Gesunderhaltungs-Management. Künftig kann kaum eine Versicherung mehr damit punkten, nach einer Erkrankung einfach nur die Rechnungen zu bezahlen. Krankenkassen müssen sich weiter zu Gesundheitskassen wandeln - also Gesundheit aktiv erhalten und managen", prognostiziert Hültenschmidt.

Dementsprechend führte beispielsweise die südafrikanische Health Insurance Group Discovery mit "Vitality" ein erfolgreiches Versicherungsprodukt ein, das Versicherte für einen gesunden Lebensstil in Form von Reise-, Einkaufs- und Lifestyle-Prämien belohnt.

Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Umstellung TI-Kryptografie von RSA auf ECC

Wechsel zu neuem eHBA: KBV bittet Netzagentur um Fristverlängerung

Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Der Gesundheitsdialog

© Janssen-Cilag GmbH

J&J Open House

Der Gesundheitsdialog

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

© Springer Medizin

Johnson & Johnson Open House-Veranstaltung am 26. Juni 2025 beim Hauptstadtkongress

Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
J&J Open House beim Hauptstadtkongress

© [M] Springer Medizin Verlag

Video zur Veranstaltung

J&J Open House beim Hauptstadtkongress

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Manchmal kommt Künstliche Intelligenz ziemlich abstrakt daher. Doch es gibt zunehmend auch konkrete Anwendungen, sogar für Arztpraxen.

© 3dkombinat - stock.adobe.com

Praxisorganisation

Mit KI zu mehr Entlastung fürs Praxisteam

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Angepasste Endpunkte, moderne Studiendesigns und ungelöste Herausforderungen

© metamorworks / Getty Images / iStock

Krebsmedizin auf neuen Wegen

Angepasste Endpunkte, moderne Studiendesigns und ungelöste Herausforderungen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Pfizer Pharma GmbH, Berlin
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Sie fragen – Experten antworten

Impfung gegen Gelbfieber: Ist eine Auffrischung nötig?

Alter für Indikationsimpfung herabgesetzt

STIKO ändert Empfehlung zur Herpes zoster-Impfung

Lesetipps
Mammografie-Screening bei einer Patientin

© pixelfit / Getty Images / iStock

Prävention

Mammografie-Screening: Das sind Hindernisse und Motivatoren

Patient mit Hypoglykämie, der seinen Blutzuckerspiegel mit einem kontinuierlichen Blutzuckermesssensor und einer Smartphone-App überwacht.

© martenaba / stock.adobe.com

Trotz Schulung

Die wenigsten Diabetes-Patienten reagieren adäquat auf Hypoglykämie