Modellprojekt

KV Rheinland-Pfalz eröffnet erste eigene Praxis

Erstmals wird die KV Rheinland-Pfalz als Träger einer eigenen Praxis auftreten. Für Vorstandschef Dr. Peter Heinz ist das Modellprojekt an der Uni Mainz ein Testlauf mit Perspektive.

Von Anne Zegelman Veröffentlicht:
Blick über Mainz: Die KV Rheinland-Pfalz will in der ersten eigenen Praxis "Erfahrung sammeln".

Blick über Mainz: Die KV Rheinland-Pfalz will in der ersten eigenen Praxis "Erfahrung sammeln".

© parallel_dream / stock.adobe.com

MAINZ. Die KV Rheinland-Pfalz plant, in Zusammenarbeit mit der Universitätsmedizin in Mainz eine Portalpraxis an der Uniklinik einzurichten – und dabei erstmals als Träger einer eigenen Praxis aufzutreten. Das sagte der KV-Vorstandsvorsitzende Dr. Peter Heinz bei der Vertreterversammlung am Mittwoch.

Für den Betrieb der geplanten Praxis, die zunächst als Modellprojekt laufen soll, wird die KV Ärzte anstellen.

Zielgruppe der geplanten allgemeinmedizinischen Praxis am Campus sind die gut 10.000 Menschen, die jährlich in der Klinikambulanz ankommen, obwohl sie dort nicht hingehörten. Es wird einen gemeinsamen Tresen geben, geplant ist auch der Einsatz des Vorauswahlsystems DEMAND, das die Manchester-Triage ersetzen soll.

"Wir haben ein Konzept, wir werden in den nächsten Tagen einen ,Letter of Intent‘ unterschreiben", so der KV-Chef. Der Vorstand habe das Modellprojekt am Mittwoch beschlossen. Bis die Praxis eröffnet, könnte es allerdings noch dauern.

Nicht überall Begeisterung

Heinz räumte ein, dass nicht alle Hausärzte in Mainz die Idee "so prickelnd" fänden. Zum Beispiel treibe einige die Frage um, ob eine solche Praxis Patienten wiedereinbestellen dürfe. "Wir wollen die Patienten in die hausärztliche Versorgung zurückschicken", sagte Heinz dazu.

An einen finanziellen Gewinn denke die KV hingegen nicht: "Wir sind doch gar nicht darauf angewiesen, damit Kohle zu verdienen", stellte Heinz klar.

Er betonte, dass die Einrichtung der Campuspraxis im Interesse aller niedergelassenen Ärzte im Land sei. "Denn wir als KV können dort Erfahrung sammeln – um unter Umständen, wo es notwendig ist, selbst Praxen einzurichten, die später wieder an die Ärzte übergeben werden können, um dann in ärztlicher Hand zu verbleiben", so Heinz.

Ihm ist es wichtig, einen Kontrapunkt zu setzen gegen Kommunen, die seit Inkrafttreten des GKV-Versorgungsstärkungsgesetzes 2015 auch selbst Medizinische Versorgungszentren (MVZ) gründen dürfen.

"Wir als KV sind in Sorge, weil sich das Konzept finanziell rechnet – und die Kommunen unter Umständen auf die Idee kommen könnten, ihre Haushalte mit MVZ zu sanieren beziehungsweise zu entlasten. Das geht nicht." Die KV wolle dabei klar ihr Terrain verteidigen, so Heinz.

"Teure Krankenhäuser" ersetzen

Generell mache sich der Vorstand viele Gedanken über neue Versorgungsformen, die an einigen Standorten "teure Krankenhäuser" adäquat ersetzen könnten. Er könne sich gut vorstellen, dass dies durch Zentren mit Allgemeinärzten, Fachärzten und einem stationären Angebot geleistet werden könnte, sagte Heinz.

In diesem Zusammenhang habe er am Vortag die Eifelstadt Neuerburg besucht – dort soll nach längerem Hin und Her die Versorgung über ein fremdbetriebenes MVZ aufrecht erhalten werden. Die Stadt tritt Eigentümer der Immobilie auf, die Ärzte sollen sich mit eigener Praxis als Mieter in der Immobilie niederlassen.

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