Pflegekräftemangel ist auch im größten Bundesland ein handfestes Problem

Deutschland fehlt es an nicht nur an Ärzten, es mangelt auch an Pflegekräften. Das größte Bundesland Nordrhein-Westfalen bildet da leider keine Ausnahme.

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"Pflege ist Jobmotor": Karl-J. Laumann (CDU), geschäftsführender NRW-Gesundheitsminister.

"Pflege ist Jobmotor": Karl-J. Laumann (CDU), geschäftsführender NRW-Gesundheitsminister.

© dpa

KÖLN (iss). In Nordrhein-Westfalen gibt es einen klaren Mangel an Pflegefachkräften. 5920 zusätzliche Vollzeitpflegekräfte wären notwendig, um eine optimale pflegerische Versorgung sicherzustellen. Weder Neugründungen von ambulanten und stationären Pflegeeinrichtungen noch zusätzliche Ausbildungsplätze können die Lücke in absehbarer Zeit schließen. Das geht aus der "Landesberichterstattung Gesundheitsberufe Nordrhein-Westfalen 2010" hervor, die vom geschäftsführenden NRW-Landesgesundheitsminister Karl-Josef Laumann vorgestellt wurde.

Dem Bericht liegt eine Erhebung des Deutschen Instituts für angewandte Pflegeforschung (dip) in Köln zugrunde. In die Erhebung wurden 1734 Ausbildungs- und Versorgungseinrichtungen einbezogen, das sind fast 70 Prozent. "Wir können jetzt auf verlässliche und gleichzeitig transparente Daten zurückgreifen, um entsprechend reagieren zu können", sagte Laumann. Das dip empfiehlt, die Ausbildungskapazitäten um jeweils 616 Plätze in den Jahren 2011 und 2012 zu erhöhen. Der größte Personalbedarf bestehe im Bereich der Altenpflege. Eine höhere Zahl an Ausbildungsplätzen werde frühestens nach drei Jahren auf dem Arbeitsmarkt wirksam, so Laumann.

Der Bericht zeigt den hohen Anteil von Teilzeitbeschäftigten. Bei den ambulanten Diensten gibt es eine Vollzeitquote von nur 27,3 Prozent, in teil- und vollstationären Einrichtungen sind es 32,7 Prozent. In den Krankenhäusern hat das dip einen Anteil der Vollzeitbeschäftigten von 53,6 Prozent bei Gesundheits- und Krankenpflegenden und von 43,2 Prozent bei den Gesundheits- und Kinderkrankenpflegenden festgestellt. "Wir werden genau analysieren, welche Auswirkungen die hohe Teilzeitquote auf die Berufsmotivation hat", kündigte Laumann an.

Der Bericht hat seiner Einschätzung nach gezeigt, dass die Pflegebranche sich zum zentralen Jobmotor innerhalb der ohnehin wachsenden Gesundheitswirtschaft entwickelt. "Wir werden diesen Jobmotor ständig auf Touren halten und ihn sogar noch stärker ans Laufen bringen."

Arbeitslosigkeit ist im Pflegesektor fast ein Fremdwort. In NRW betrug die Arbeitslosenquote im September 2008 in der Gesundheits- und Krankenpflege gerade einmal 1,24 Prozent, das sind die letztverfügbaren Zahlen. Laumann sieht seine bisherige Politik bestätigt. Die gemeinsame Ausbildung für die Alten- und Krankenpflege sei richtig. "Mit der Akademisierung der Gesundheitsfachberufe unter anderem auf dem Gesundheitscampus in Bochum befindet sich die Landesregierung auf dem absolut richtigen Weg", sagte er.

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