Brandenburg

Gewerkschafter gegen Pflegekammer

Verdi und Betriebsräte in Brandenburg wollen "keine Delegation staatlicher Aufgaben an eine Pflegekammer" und fordern stattdessen bessere Personalschlüssel.

Veröffentlicht:

POTSDAM/BERLIN. Die vom Landesgesundheitsministerium in Brandenburg gestartete Befragung von Pflegekräften über die Gründung einer Pflegekammer spaltet die Interessenvertretungen der Beschäftigten in der Pflege. Während der Pflegeberufsverband DBfK Nordost sich auf großes Interesse an der Kammer beruft, verweist die Gewerkschaft verdi darauf, dass viele Betriebsräte in brandenburgischen Krankenhäusern sich gegen eine Pflegekammer aussprechen würden.

In einem gemeinsamen Schreiben an das Gesundheitsministerium des Landes und an den Brandenburger Landtag haben sich laut der Dienstleistungsgewerkschaft die Betriebsräte und Mitarbeitervertretungen von 16 Kliniken in Brandenburg gegen die Gründung einer Pflegekammer ausgesprochen. Sie äußern die Meinung, dass der Pflegeberuf durch eine Pflegekammer mit einer Pflichtmitgliedschaft nicht attraktiver wird.

Sie fordern, dass die Einkommens- und Arbeitsbedingungen der Pflegebeschäftigten im Land Brandenburg wesentlich verbessert werden. Zudem sprechen sich die Betriebsräte gegen eine Delegation staatlicher Aufgaben an eine Pflegekammer aus. "Die Politik und der Staat dürfen bei der Pflege nicht aus der Verantwortung entlassen werden", heißt es in dem Brief, der auch "gesetzlich geregelte, verbesserte Personalschlüssel" fordert.

DBfK pro Pflegekammer

Der DBfK Nordost bezweifelt indes, dass dieser Brief so viele Unterstützer hat, wie von verdi angegeben. "Bei Informationsveranstaltungen sind uns viele Pflegepersonen sehr interessiert entgegengekommen, auch in den von verdi genannten Krankenhäusern", sagte Maria Kayser vom DBfK Nordost der "Ärzte Zeitung".

Der Verband verweist auf die Vorteile einer Pflegekammer: "Verkammerte Berufe werden in der Öffentlichkeit und im politischen Raum besser wahrgenommen. Dies trägt zu einer besseren gesellschaftlichen Wertschätzung des Berufs bei", erklärte der DBfK Nordost. Zugleich sei eine Kammer Körperschaft des öffentlichen Rechts. Damit ziehe sich der Staat nicht aus der Verantwortung zurück.

In Brandenburg arbeiten nach Angaben des Ministeriums rund 54.000 Beschäftigte in der Pflege. Die telefonische Befragung von mindestens 2000 Pflegefachkräften in Brandenburg läuft seit Juli. Sie ergänzt eine Online-Befragung, die im April gestartet ist, und soll spätestens Anfang Oktober abgeschlossen sein. (ami)

Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Wo lang im Gesundheitswesen? Der SVR Gesundheit und Pflege empfiehlt mehr Richtungspfeile für alle Akteure.

© StefanieBaum / stock.adobe.com

Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege

Gesundheitsweise empfehlen Primärversorgung für alle – und Quotierung der Weiterbildung

„Wenn die Politik Wissenschaftlern sagen würde, wir wollen dieses oder jenes Ergebnis, ist das Propaganda.“ Klaus Überla – hier im Treppenhaus seines Instituts – über Einmischungen aus der Politik.

© Patty Varasano für die Ärzte Zeitung

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

Dr. Iris Dötsch Fachärztin für Innere Medizin, Diabetologin und Ernährungsmedizinerin hat die Hauptstadtdiabetologinnen, eines neues Netzwerk für Frauen in der Diabetologie, gegründet.

© snyGGG / stock.adobe.com

Hauptstadtdiabetologinnen

Ein Netzwerk für Diabetologinnen