Bayern

Kommune als Motor für Prävention

In Bayern rücken Kommunen als Akteure der Gesundheitsförderung in den Blick. Damit das funktionieren kann, benennen Experten Erfolgskriterien.

Von Christina Bauer Veröffentlicht:

NÜRNBERG. Die Kommune wird immer mehr als Ort der Gesundheitsförderung entdeckt. "Bayern ist eines der wenigen Bundesländer, die hier eine systematische Initiative gestartet haben", sagte Thomas Altgeld beim ersten Fachtag "Gesunde Kommune" in Nürnberg. Altgeld ist Geschäftsführer der Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen. Der Fachtag wurde von der AOK Bayern organisiert.

Dass die Krankenkasse seit 2016 selbst kommunale Gesundheitsprojekte fördert, sah Altgeld als innovativ an. Diese Möglichkeit ist 2015 bundesweit durch das Präventionsgesetz geschaffen worden. So fließt nun ein Teil der AOK-Versichertenbeiträge in Bayern in Vorhaben, die Gemeinden nützen sollen. Bis zu vier Jahre fördert die Kasse eine "Gesunde Kommune".

Bedarfserhebung als erster Schritt

"Das ist die Ebene, die traditionell im Gesundheitswesen am wenigsten zu sagen hat", so Altgeld. "In den Kommunen gibt es aber wesentliche Stellschrauben." Damit die Vorhaben erfolgreich sein könnten, seien aber einige Kriterien zu beachten.

Zuerst müsse der reale Bedarf festgestellt werden. Dazu müssten Wissen zu Prävention, Daten zur Gesundheitssituation vor Ort und die Bürger selbst bei der Projektentwicklung einbezogen werden. Gesundheitsförderung erweise sich als sinnlos, wenn sie sich anstatt an der Lebensrealität der Menschen nur an Stereotypen ausrichte. Davon abgesehen sprach sich Altgeld für den Settingansatz aus. Danach sollen typische Lebenswelten wie Betriebe oder Schulen als Zielorte für Prävention genutzt werden.

Insgesamt sei eine bessere Vernetzung von Gesundheitsförderung und -versorgung anzustreben. Ärzte, Kliniken, Altenheime, Schulen, Firmen und Vereine sollten gemeinsame Perspektiven entwickeln. So profitierten alle am meisten. In Niedersachsen, so Altgeld, bauten derzeit 38 Kommunen vernetzte "Präventionsketten" auf, die Resonanz sei positiv.

Bayern fördert seit 2015 Kommunen

Die Nachhaltigkeitsfrage stellt sich bei jeder Förderung, besonders bei Projekten. Dr. Annette Scheder von der AOK betonte, die Krankenkasse wähle gezielt nachhaltige Vorhaben aus. Bedarfsanalysen, strategieorientierte Umsetzung und Evaluation sollen das sicherstellen. Über ein ähnliches Vorgehen berichtete Professor Alfons Hollederer vom Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) für die "Gesundheitsregionen plus". Auch sie betreffen den Bereich Gesundheitsförderung, zudem den der Gesundheitsversorgung. Seit 2015 werden sie vom Bayerischen Gesundheitsministerium gefördert, für die Koordination ist das LGL zuständig.

Vor Ort müssen verschiedene Gremien geschaffen werden, darunter eine Geschäftsstelle, die zum Beispiel beim jeweiligen Gesundheitsamt eingerichtet werden kann. Zudem sind ein Gesundheitsforum und Arbeitsgruppen zu bilden. Geld gibt es vor allem für die Geschäftsstellen, bis zu 70 Prozent der Kosten für bis zu fünf Jahre können erstattet werden.

Damit handelt es sich um Strukturförderung, so Hollederer. Ginge es nach ihm, sollte die Befristung entfallen. Derzeit gebe es bayernweit 33 "Gesundheitsregionen plus", in denen 600 Menschen in 134 Arbeitsgruppen mitwirkten.

Die kommunalen Vertreter stehen nun in der Verantwortung, hieß es. "Die Förderung kann nur die Kommune selbst beantragen, unter dem Vorsitz von Landrat oder Bürgermeister", sagte Hollederer. "Dann stellt sich im Idealfall ein ganzer Landkreis dahinter." Die dritte Förderwelle sei gerade angelaufen, 17 bayerische Regionen könnten jetzt eine Teilnahme beantragen.

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