Kommentar – Nationale Diabetes-Strategie

Fehlanreize im Morbi-RSA

Wolfgang GeisselVon Wolfgang Geissel Veröffentlicht:

Ein wichtiger Mosaikstein einer Nationalen Diabetesstrategie muss unbedingt auch ein adaptierter Morbi-RSA sein. Bisher werden damit nämlich Fehlanreize für die Diabetes-Therapie gesetzt.

Professor Stephan Martin aus Düsseldorf hat kürzlich ein Beispiel gegeben: Bekommt ein Versicherter eine Insulintherapie, erhält die Kasse aus dem Morbi-RSA eine Vergütung in Form der hierarchisierten Morbiditätsgruppe 20 (HMG 20), die mit 2249 Euro üppig ausgestattet ist.

Diese Summe umfasst aber nicht allein die Kosten der Insulintherapie, sondern ist auch auf das Risiko für künftige Kosten des chronisch Kranken ausgerichtet. Man geht davon aus, dass ein mit Insulin behandelter Diabetiker kränker ist, als einer mit Tablettentherapie.

Gut eingestellte Patienten mit Insulintherapie sind daher sehr attraktiv für die Kassen. Sie haben wenig Interesse an Lebensstil-Interventionsprogrammen für Betroffene, die möglicherweise zum Absetzen von Insulin führen, oder sogar die Erkrankung in eine Remission bringen können.

Auch nach den neuen Leitlinien der europäischen und US-amerikanischen Fachgesellschaften (EASD und ADA) wird Insulin in der Regel erst in späten Krankheitsstadien empfohlen. Sollte eine Injektionstherapie erwogen werden, ist zunächst ein GLP-1-Agonist zu wählen.

Lesen Sie dazu auch: Kurz vor Einigung: Nationale Diabetes-Strategie zum Greifen nah

Mehr zum Thema

Risikoanalyse

Komplikation nach Hernien-Operation: Wer ist gefährdet?

Ungesunder Alkoholkonsum

Steife Leber, hohes Risiko für Leberversagen und Tod

Daten aus der UK Biobank

Fünf Lebensstilfaktoren können wohl ein Reizdarmsyndrom verhindern

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Inkretinmimetika

GLP-1: Wie aus dem kleinen Hormon ein Rockstar wird

Risikoanalyse

Komplikation nach Hernien-Operation: Wer ist gefährdet?

Lesetipps
Mehrkosten für die Entbudgetierung der hausärztlichen Versorgung seien Investition in den Erhalt der Praxen, betont Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach. 

© Michael Kappeler / dpa

Kabinett winkt GVSG durch

Lauterbach macht Hausarztpraxen Mut: „Jede Leistung wird bezahlt“

Brücke zwischen zwei Steilklippen. Auf der Brücke stehen zwei Menschen.

© Usman / stock.adobe.com

Aktuelle Forschung

Antikörper – die Verkuppler der Krebsmedizin

Heiße Nächte können nicht nur nervig sein. Sie gehen auch mit einem höheren Risiko für Schlaganfälle einher, so das Ergebnis einer Studie aus München und Augsburg.

© samuel / stock.adobe.com

Studie mit Daten zu 11.000 Schlaganfällen

Tropische Nächte sind offenbar ein Risikofaktor für Schlaganfälle