Studie zur Palliativversorgung

Das Sterben zu Hause bleibt ein Wunsch

Die meisten älteren Deutschen wollen in den eigenen vier Wänden sterben - Realität wird dies allerdings nur in den seltensten Fällen. Eine Studie der Bertelsmann-Stiftung deckt krasse Defizite in der Palliativversorgung auf.

Christoph FuhrVon Christoph Fuhr Veröffentlicht:
Auch wenn die meisten sich wünschen, zu Hause zu sterben: Realität ist das bis heute immer noch nur in wenigen Fällen.

Auch wenn die meisten sich wünschen, zu Hause zu sterben: Realität ist das bis heute immer noch nur in wenigen Fällen.

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BERLIN. Mehr als acht Jahre, nachdem der Gesetzgeber mit der Einführung der Spezialisierten Ambulanten Palliativversorgung (SAPV) Menschen grundsätzlich das Recht gibt, auf eigenen Wunsch zu Hause zu sterben, zeigt sich, dass die Versorgungswirklichkeit in Deutschland immer noch weit von diesem gesetzlich garantierten Anspruch entfernt ist.

Das macht eine Studie der Bertelsmann-Stiftung deutlich, die am Montag in Gütersloh vorgestellt wurde. Thema des "Faktenchecks Gesundheit" ist der Ausbau der Palliativ-Versorgung in Deutschland. Untersucht wurden dabei die Versorgungsleistungen für Menschen während der letzten Lebensphase.

Herzenswunsch: Zu Hause sterben

Die Studie zeigt, dass jeder zweite ältere Deutsche im Krankenhaus stirbt, obwohl 75 Prozent der Menschen den Tod daheim vorziehen würden.

Die Stiftung fordert, dass die ambulante Palliativversorgung für ein würdevolles Sterben zu Hause weiter ausgebaut werden muss. Besonders auffallend sind der Analyse zufolge regionale Unterschiede und Versorgungslücken speziell bei der ambulanten Behandlung. So fehlen in einem Viertel aller Kreise in Deutschland spezialisierte Palliativmediziner.

Gut schneidet das Bundesland Hessen ab. Dort haben sich mehr als doppelt so viele Ärzte zusätzlich palliativ qualifiziert wie etwa in Thüringen. In Bundesländern, in denen die stationären Angebote besonders stark ausgebaut sind, sterben mehr Menschen in Kliniken als im Bundesdurchschnitt. In Nordrhein-Westfalen etwa, wo die Krankenhauskapazitäten hoch sind, verbringen 49 Prozent der Älteren ihre letzten Lebenstage in einer Klinik.

Als Gegenbeispiel nennt die Studie Baden-Württemberg, wo ambulanten Versorgungsangebote gut ausgebaut sind. Dort sterben nur 41 Prozent der älteren Menschen im Krankenhaus. Eine Botschaft der Untersuchung: Wäre in allen Bundesländern das regionale Angebot vergleichbar organisiert, müssten jährlich rund 37 000 Menschen weniger im Krankenhaus sterben.

"Die Planung neuer Versorgungsangebote sollte sich an dem Wunsch der allermeisten Menschen ausrichten, ihre letzten Lebenstage zu Hause zu verbringen", sagte Dr. Brigitte Mohn, Vorstand der Bertelsmann Stiftung.

Klage über Informationsdefizite

Die Studie beklagt Informationsdefizite in der Bevölkerung mit Blick auf die Bedeutung der Palliativversorgung Alle Beteiligten im Versorgungsprozess vor Ort werden aufgefordert, die neuen Möglichkeiten des geplanten Hospiz- und Palliativgesetzes zu nutzen, um Menschen am Lebensende würdevoll zu begleiten.

Unterdessen hat Bundespräsident Joachim Gauck die Begleitung Sterbender durch ehrenamtlich Engagierte gewürdigt."Ich bin dankbar, dass die Hospizbewegung auch in Deutschland immer weitere Verbreitung findet", sagte er. (mit dpa)

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Was sind Gesetze wert?

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