Fachärzte

Überlastung meist Grund für längere Wartezeiten

Ja, es gibt Wartezeiten bei Fachärzten. Aber in dringenden Fällen erfolgt die Behandlung meist noch am gleichen Tag. Dass Fachärzte Patienten abweisen, kommt nur selten vor - und wenn, dann dürfte Überlastung der Praxis der wichtigste Grund sein.

Helmut LaschetVon Helmut Laschet Veröffentlicht:
Warten für Fortgeschrittene: Wenn Patienten bei Fachärzten auf einen Termin warten müssen, liegt es oft an der Arbeitsüberlastung - sagen die Fachärzte.

Warten für Fortgeschrittene: Wenn Patienten bei Fachärzten auf einen Termin warten müssen, liegt es oft an der Arbeitsüberlastung - sagen die Fachärzte.

© Fuse / iStock

KOBLENZ/NEU-ISENBURG. Längere Wartezeiten auf einen Termin bei Fachärzten sind ein reales Problem. Das geben Fachärzte selbst zu.

Die Pläne der großen Koalition, Servicestellen bei Kassenärztlichen Vereinigungen einzurichten und einen Anspruch für Patienten zu schaffen, nach vier Wochen ambulante Behandlung im Krankenhaus zu erhalten, lehnen sie jedoch ganz überwiegend ab.

Das geht aus einer Umfrage des Gesundheitsmonitors von CompuGroup Medical hervor, die in der ersten Aprilhälfte stattgefunden hat. Teilgenommen hatten daran 234 Hausärzte und 325 Fachärzte.

Auf die Frage, welche durchschnittlichen Terminwartezeiten für GKV-Patienten existieren, antworteten 39,4 Prozent der Fachärzte: weniger als zwei Wochen.

30,5 Prozent gaben die Wartezeiten mit zwei bis vier Wochen, 30,2 Prozent sogar mit mehr als vier Wochen an. Allerdings wird bei der Terminvergabe und beim Zugang zur Behandlung nach Dringlichkeit differenziert.

Privathonorar ist keine Ursache

In medizinisch dringenden Fällen ist die fachärztliche Konsultation in 95,1 Prozent der Praxen "unverzüglich oder noch am gleichen Tag" möglich. 3,1 Prozent der Fachärzte verweisen auf einen anderen Fachkollegen, nur 1,8 Prozent verweisen auf eine mögliche Krankenhausbehandlung.

Bei einer Analyse der Ursachen zeigt sich, dass Überlastung der Spezialisten-Praxen der wichtigste Grund für die Entstehung von Wartezeiten ist. 82,5 Prozent der antwortenden Fachärzte sehen das so.

Hingegen sehen nur 12,6 Prozent das attraktivere Honorar bei Privatpatienten als eine Ursache dafür, dass Kassenpatienten länger warten müssen. 87,4 Prozent sagen, das stimme nicht.

Geteilter Meinung sind die Fachärzte, ob sogenanntes Doctor-Hopping, also die unkoordinierte Inanspruchnahme von Fachärzten, die Entstehung von Wartezeiten begünstigt: 54,5 Prozent glauben, das könne eine Ursache sein, 45,5 Prozent sind gegenteiliger Auffassung.

Eine klare Meinung haben Fachärzte von den Koalitionsplänen zur Lösung der Wartezeiten-Problematik: Sie lehnen sie ganz überwiegend ab. Das gilt zum einen für die Einrichtung von Servicestellen zur Terminvermittlung bei den Kassenärztlichen Vereinigungen: 92,9 Prozent der Fachärzte halten sie nicht für sinnvoll.

Und fast ebenso deutlich fällt das Votum gegen einen Anspruch von Patienten auf ambulante Behandlung im Krankenhaus aus: 90,2 Prozent sind dagegen, nur jeder zehnte Facharzt stimmt dem zu.

Kein Unterschied bei Terminvorgabe

Macht es einen Unterschied aus, ob man als Privat- oder als Kassenpatient einen Facharzt konsultieren möchte? Das ist nicht ganz von der Hand zu weisen.

Eine Mehrheit von 57,8 Prozent der Fachärzte behauptet von sich, nicht zwischen PKV und GKV bei der Terminvergabe zu unterscheiden. Aber immerhin 42,2 Prozent praktizieren dies.

Wesentlich größer als bei den Hausärzten ist in den Spezialistenpraxen der Anteil derer, die moderne Informationstechnologie zur Organisation nutzen: 81 Prozent nutzen den Kalender ihrer Praxis-Software bei der Terminvergabe.

Elf Prozent nutzen einen webbasierten Kalender und ebenfalls elf Prozent wenden ein Zusatzmodul zur Termin- und Aufgabensteuerung, zum Beispiel den "CGM-Praxistimer", an.

Ein Fazit: Im Kern besteht große Einmütigkeit bei Haus- und Fachärzten, dass der Gesetzgeber mit den geplanten Instrumenten keinen Erfolg haben wird. Auf der Praxisebene wird sowohl bei Haus- wie bei Fachärzten deutlich nach medizinischer Dringlichkeit differenziert.

Das legt den Schluss nahe, dass die Wartezeitenproblematik eher unter Komfortaspekten gesehen werden muss.

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