DEGAM

Studenten sollen in Lehrpraxen

Die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin drängt auf verbindliche Standards für die primärmedizinische Ausbildung an den Universitäten.

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FRANKFURT. Ein Fünf-Punkte-Programm hat die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin (DEGAM) für den von den Gesundheits- und Wissenschaftsministern von Bund und Ländern beschlossenen "Masterplan Medizinstudium 2020" vorgelegt.

Oberste Priorität müsse danach die Einführung eines Pflichtquartals in allgemeinmedizinischen Lehrpraxen für alle Studenten im Praktischen Jahr (PJ) haben.

Damit würde sichergestellt, dass alle Studenten über einen längeren Zeitraum einen authentischen Einblick in den "einzigartigen Bereich der primärärztlichen Versorgung" erhielten.

Das sei unabhängig von der späteren Spezialisierung bedeutsam. Ferner könne nur während des PJ die spezielle allgemeinmedizinische Arbeitsweise - bewusst abwartendes Offenhalten, Umgang mit häufigen Beratungsanlässen bei Patienten aller Altersklassen oder die familienmedizinische Betrachtung - realitätsgerecht vermittelt werden.

Als Zweites sollte die Allgemeinmedizin obligatorisches Prüfungsfach im zweiten Abschnitt der ärztlichen Prüfung werden. Es müsse ohnehin sichergestellt werden, dass jeder Arzt tatsächlich eine allgemeine Arztreife erreiche.

Diese Forderung gewinnt vor dem Hintergrund des jüngst ergangenen Urteils des Bundessozialgerichts besondere Bedeutung: Danach ist jeder Arzt, unabhängig von seiner Spezialisierung, verpflichtet, hinreichende Fähigkeiten für den Bereitschaftsdienst vorzuhalten.

Ganztägige Praktika über zwei Wochen

Als Drittes fordert die DEGAM die konsequente Einführung eines 14-tägigen Blockpraktikums in allen Fakultäten.

Nach der letzten Änderung der Approbationsordnung seien Blockpraktika zwar an allen Unis eingeführt, jedoch mit unterschiedlicher Konsequenz umgesetzt worden. Es bedürfe einer Klarstellung, dass es sich um ganztätige Praktika über zwei Wochen hinweg handeln müsse.

Schließlich müsse die Allgemeinmedizin auch longitudinal vom ersten bis zum zehnten Semester im Studium verankert werden. Dazu seien etwa Praxistage in einer akkreditierten allgemeinmedizinischen Lehrpraxis eine hervorragende Option.

Ferner sollten alle medizinischen Fakultäten ein Wahlpflichtfach Allgemeinmedizin anbieten, in dem besonders interessierten Studenten zusätzliche wissenschaftliche Inhalte des Fachs vermittelt werden.

Vorschläge unterbreitet die DEGAM außerdem zur Modifikation einer zielgerichteten Auswahl von Studienplatzbewerbern. Boni könnten vergeben werden für die Herkunft aus ländlichen oder von Unterversorgung bedrohten Gebieten.

Besonders gewichtet werden könne eine abgeschlossene oder begonnene Ausbildung in einem Gesundheitsberuf. Ferner sollten kommunikative soziale Kompetenzen getestet werden. (HL)

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