Pilotprojekt

Diabetes-Prävention im Job lässt Mitarbeiter Lebensstil überdenken

100 Mitarbeiter der Stadt Düsseldorf nahmen an einem Pilotprojekt zur Diabetes-Prävention teil – mit Erfolg: "Das Programm eignet sich zum Ausrollen", meint der Leiter des Nationalen Diabetes-Informationszentrums.

Ilse SchlingensiepenVon Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:
Von Grünzeug umgeben: Ein Präventionsprogramm im Job kann für eine gesündere Ernährung sensibilisieren.

Von Grünzeug umgeben: Ein Präventionsprogramm im Job kann für eine gesündere Ernährung sensibilisieren.

© jeancliclac / Fotolia

KÖLN. Mit Präventionsprogrammen am Arbeitsplatz lassen sich die Mitarbeiter zu Veränderungen im Lebensstil motivieren. Das zeigt ein Pilotprojekt zum besseren Bewegungs- und Ernährungsverhalten von Belegschaften des Regionalen Innovationsnetzwerks (RIN) Diabetes am Deutschen Diabetes-Zentrum.

Zu den Zielen des RIN Diabetes gehören die Verringerung der Zahl der an Diabetes Erkrankten und der Diabetes-bedingten Folgeerkrankungen in Düsseldorf und Umgebung, die Information für Forschungsansätze und Therapiemöglichkeiten sowie die Prävention.

Der lokale Verbund hat zurzeit rund 60 Partner, darunter niedergelassene Diabetologen, Kliniken, Krankenkassen und Apotheken. "Unser Ziel ist es, Strukturen zu schaffen für die Diabetesprävention und -versorgung", sagt Dr. Olaf Spörkel, Leiter des Nationalen Diabetes-Informationszentrums und des RIN Diabetes, der "Ärzte Zeitung".

Telecoaching mit an Bord

Das gemeinsam mit Partnern entwickelte dreimonatige Präventionsprogramm für die betriebliche Gesundheitsförderung setzt sich aus drei Modulen zusammen: ein Schrittzähler-Programm mit Online-Portal, ein ganzheitliches Ernährungskonzept sowie eine telemedizinisch basierte Lifestyle-Intervention.

Bei Letzterem geht es um das Telecoaching des Deutschen Instituts für Telemedizin und Gesundheitsförderung. Es umfasst die Auswertung der über eine Waage und ein Blutdruckmessgerät erhobenen Daten und regelmäßige Telefongespräche mit den Teilnehmern über die Werte und die vereinbarten Gesundheitsziele.

In das Pilotprojekt waren 100 Mitarbeiter der Stadt Düsseldorf einbezogen. Kriterium für die Teilnahme war ein Body-Mass-Index von über 25, sagt Spörkel. Ein bereits vorhandener Diabetes war kein Ausschlusskriterium. "Die Prävention umfasst ja auch die Sekundär- und die Tertiärprävention."

Die Teilnehmer mussten sich für jeweils eins der drei Hauptmodule entscheiden. Sie wurden ergänzt durch Zusatzangebote wie eine Diabetes-Risikosprechstunde, themenspezifische Informationsveranstaltungen, Kochkurse oder ein Stress-Workshop.

Die Erfahrungen zeigen, dass es sich auszahlt, die Mitarbeiter von Anfang an einzubeziehen. Sie waren im Vorfeld gefragt worden, welche Zusatzangebote sie am liebsten hätten, entsprechend wurde das Programm gestaltet. "Die Angebote wurden überwiegend gut angenommen", berichtet Spörkel. Lediglich bei den Vorträgen hätten sich die Initiatoren mehr Resonanz gewünscht.

Vorhandene Programme integriert

Bereits vorhandene Angebote etwa aus dem Betriebssport wurden in das Programm einbezogen. "Wir wollen das Rad nicht neu erfinden, sondern die bestehenden Strukturen weiter nutzen", sagt er. Die einzelnen Treffen fanden in den Räumen der Stadt Düsseldorf statt. Zum Teil waren für die Teilnehmer damit etwas längere Wege verbunden. "Das war aber für niemanden ein Hinderungsgrund."

Das Projekt ist wissenschaftlich begleitet worden. Die Auswertung basiert auf Check-up-Untersuchungen sowie Erhebungsbögen zum Essverhalten, zur körperlichen Aktivität, zur Arbeitsfähigkeit und zur gesundheitsbezogenen Lebensqualität. Die genauen Daten werden in einer wissenschaftlichen Publikation veröffentlicht und jetzt noch nicht bekannt gegeben.

Klar ist aber schon: Alle drei Module haben die Teilnehmer zu mehr Bewegung im Alltag und einer ausgewogeneren Ernährung motiviert.

Die Abbruchrate in den Hauptmodulen war gering, die Zufriedenheit der Mitarbeiter mit den Zusatzangeboten groß. "Das Programm eignet sich zum Ausrollen", betont Spörkel. Das RIN-Projekt soll keine Eintagsfliege bleiben. Die Stadt Düsseldorf prüft zurzeit, wie sie das Programm in ihr betriebliches Gesundheitsmanagement integrieren kann.

Auf Basis der Auswertungen soll das Konzept weiterentwickelt werden, damit es bei weiteren Arbeitgebern zum Einsatz kommen kann. "Wir wollen die Erfolgs- und Misserfolgsfaktoren bestimmen", sagt Spörkel. Einen großen Vorteil des Programms sieht er darin, dass mit ihm unterschiedliche Typen von Mitarbeitern erreicht werden können. "Es ist variabel und kann die Heterogenität bedienen, auf die man in den Betrieben trifft."

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