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Coaches unterstützen Herzinsuffizienz-Patienten

Nicht noch mal in die Klinik! Das neue Programm mecor soll sicherstellen, dass Herzinsuffizienz-Patienten nach einem stationären Aufenthalt gut zu Hause zurechtkommen.

Von Christina Bauer Veröffentlicht:
Krankenpflegerin Nicole Feucht soll Patienten über das Telefon motivieren, gesünder zu leben.

Krankenpflegerin Nicole Feucht soll Patienten über das Telefon motivieren, gesünder zu leben.

© Oliver Rehbinder, REHBINDER ME

MÜNCHEN/PULLACH. Telemonitoring und Telefon-Coaching gegen chronische Herzinsuffizienz: Das ist das Konzept des Programms "mecor". Das Pharmaunternehmen Novartis und die Knappschaft haben es im Dezember 2017 gestartet. Personell und technisch umgesetzt wird es von der Health Care Systems GmbH (HCSG) in Pullach bei München. Die bietet schon seit 2016 ein ähnliches Format namens "care4cardio" in der Schweiz an, in Kooperation mit der dortigen Krankenversicherung Sanitas.

Das Programm soll den Partnern zufolge vor allem wiederholte Klinikeinweisungen vermeiden. Dazu werden Patienten mit Herzinsuffizienz nach ihrem Krankenhausaufenthalt telefonisch begleitet. "Es gibt eine individuelle Betreuung mit regelmäßigem Coaching", so Dr. Stefan Sauer, Leiter des Bereichs Health Care Management bei Novartis, gegenüber der "Ärzte Zeitung".

 Das Unternehmen finanziert die Arbeit von HCSG – mit der Knappschaft besteht ein Rabattvertrag nach Paragraf 130 c SGB V.

Geschult durch Ärzte

Zehn Krankenschwestern beschäftigt HCSG als "Coaches". Sie werden nach einem eigenen Konzept von Ärzten geschult. Dann – so der Anbieter – begleiten sie die Patienten telefonisch, beantworten Fragen, motivieren, und beraten, wie sie mit Symptomen umgehen können. Darüber hinaus geben sie Rat über Verhaltensweisen, die einer Verschlechterung vorbeugen können.

Von Herzinsuffizienz Betroffene schlagen sich oft mit Atemnot und Erschöpfung herum. Immer wieder treten Wassereinlagerungen auf, die sich bis zur Lunge ausweiten können. Vor allem deswegen ist das Telefon im Programm nicht das einzige Kommunikationsmittel. Über ein Telemedizin-Gerät dokumentieren die Patienten zudem jeden Tag Informationen über ihren Gesundheitszustand. "Dort werden immer fünf standardisierte Fragen abgefragt, die mit der Herzinsuffizienz zusammenhängen", berichtet Sauer.

 Diese betreffen beispielsweise Atemnot, Husten oder Erschöpfung. Die Patienten können per Tastendruck antworten. Zusätzlich wird über eine Waage das Gewicht erfasst. Die Daten werden an ein bei HCSG eingerichtetes Datenzentrum gesendet, und dort ausgewertet.

Es geht vor allem darum, mögliche Wasseransammlungen zeitnah zu entdecken. Wird eine solche übersehen, können sich Patienten schnell zur tagelangen Behandlung in einer Klinik wiederfinden. Dass Warnzeichen ignoriert werden, kommt vor

. "Die Herausforderung ist, dass typische Symptome einer drohenden Dekompensation häufig als altersbedingt fehlinterpretiert werden und ein notwendiger Arztbesuch erst zu spät erfolgt", betont Karim Derouiche, geschäftsführender Gesellschafter bei HCSG. Immerhin seien die derzeit in Deutschland von seiner Firma betreuten Patienten im Durchschnitt 75 Jahre alt, manche bis zu 100 Jahre.

Werde es mit dem Atmen schwierig, dächten viele nicht gleich an Wasser in der Lunge. Manche vermuteten auch eine harmlose Erkältung. Hier soll die Tele-Begleitung Abhilfe schaffen. Zeigen die täglich dokumentierten Daten bei Patienten auffällige Veränderungen, erhalten die zuständigen Coaches eine Warnmeldung.

Sie können sich dann zunächst beim Patienten nach dem Befinden erkundigen. Das können sie zudem dann tun, wenn ein, zwei Tage gar keine Daten eintreffen. Zeigt sich im Gespräch, dass ein Arzttermin angeraten wäre, kann dieser zeitnah organisiert werden. Der Arzt erhält dann die Information zu den dokumentierten Symptomen vorab per Fax.

Hausarzt im Fokus

Im Idealfall reicht die ambulante Behandlung, um einer weiteren Verschlechterung entgegenzuwirken. Dabei, so Derouiche, solle die Betreuung durch die HCSG-Coaches die reguläre Versorgung nur ergänzen. "Für die medizinische Betreuung bleibt der Patient immer bei seinem behandelnden Arzt, meist ist der Hausarzt der primäre Ansprechpartner, gelegentlich auch der Kardiologe", so Derouiche.

Die Knappschaft biete "mecor" nun Versicherten an, die wegen chronischer Herzinsuffizienz stationär behandelt wurden. Bisher seien 500 Teilnehmer eingeschrieben, angestrebt würden 1000 bis Ende Februar. Anfang 2019 solle es erste Evaluationsergebnisse geben.

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