Das schwarze Gold regt die Fantasie der Anleger an

NEU-ISENBURG (hai). Der Ölpreis hat am Freitag ein neues Rekordniveau erreicht. Einige Experten gehen davon aus, dass diese Entwicklung noch lange anhält. Mit Aktien von Mineralölgesellschaften können Anleger zwar auf eine Fortsetzung des Trends setzen - doch deren Börsennotierungen könnten schnell fallen, falls sich der Preisauftrieb als Spekulationsblase entpuppt.

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Erstmals kostete Öl der US-Sorte WTI mehr als 139 US-Dollar je Barrel. Und noch nie zuvor war der Preis an einem einzigen Tag gleich um elf Dollar angestiegen. Auf den Empfehlungslisten vieler Aktienanalysten stehen dementsprechend vor allem die beiden US-Ölkonzerne Conoco-Philipps (ISIN US20825C1045) und Exxon Mobil (US30231G1022) sowie die italienische Gesellschaft Eni (IT0003132476). Die Börsenkurse der drei Unternehmen sind zuletzt deutlich gestiegen.

Allerdings sind nicht alle Experten davon überzeugt, dass der Ölpreis weiterhin steigen wird. Anton Börner, Präsident des Bundesverbands des deutschen Groß- und Außenhandels, sieht die Entwicklung vor allem durch Spekulanten getrieben. Er rechnet damit, dass sich das Fass Öl (159 Liter) noch auf bis zu 150 US-Dollar verteuern könnte.

Ölboom könnte sich als Blase erweisen und der Preis sinken

"Danach aber wird die Blase platzen und der Ölpreis deutlich sinken", prognostiziert Börner. Ähnlich schätzt der saudi-arabische Ölminister Ali al Naimi die Situation ein: "Der Preisanstieg der vergangenen Jahre hat mehr mit der Situation an den Finanzmärkten als mit fundamentalen Gründen zu tun."

Allgemein wird die Preisexplosion beim schwarzen Gold mit der gestiegenen Nachfrage in der Volksrepublik China, Indien und anderen Schwellenländern erklärt. Dies, so argumentiert etwa Goldman-SachsAnalyst Arjun Murti, sorge für eine Verknappung des Rohstoffs und treibe damit die Preise. Auf bis zu 200 US-Dollar pro Fass könne sich das schwarze Gold noch verteuern.

Doch bislang gibt es keine Anzeichen dafür, dass die Nachfrage nicht befriedigt werden könnte. "Die Ölvorräte sind gewaltig und es gibt keinerlei Lieferengpässe", sagt Abdallah El Badri, Generalsekretär der Vereinigung der Öl fördernden Staaten (OPEC). Tatsächlich musste bisher nicht die Ausgabe von Benzin, Diesel oder Heizöl reglementiert werden. Nirgendwo bilden sich vor Tankstellen lange Schlangen von Autofahrern, die hoffen, noch ein paar der letzten noch vorhandenen Liter Kraftstoff zu bekommen.

Auch die Industrie rechnet nicht langfristig mit hohen Preisen

Selbst in den Führungsetagen der Mineralölkonzerne wird bezweifelt, dass die hohen Notierungen von Dauer sein werden. "Völlig verrückt", nannte Exxon-Mobil-Chef Rex Tillerson den Aufwärtstrend bereits, als der Ölpreis die Marke von 100 US-Dollar erreichte.Ein Drittel des Preisanstiegs sei mit dem Verfall der US-Währung zu erklären. Weil Öl in US-Dollar gehandelt wird, steige der Preis zwangsläufig, wenn die US-Währung falle. Aber mindestens ein weiteres Drittel der Kursexplosion sei allein Spekulationen von Hedge-Fonds und anderen Finanzinvestoren anzulasten, so Tillerson.

Ähnlich sehen das die Commerzbank-Analysten Barbara Lambrecht und Eugen Weinberg: "Der Markt befindet sich kurz vor oder bereits in der letzten Phase einer spekulativen Blasenbildung." Schon bald könnte das Fass wieder unter der Marke von 100 US-Dollar notieren.

Anleger, die auf dieses Szenario setzen wollen, können dies über Put-Optionsscheine tun. Diese steigen im Wert, wenn der Ölpreis fällt. Allerdings haben diese Scheine nur befristete Laufzeiten. Geht der Ölpreis innerhalb dieser Zeit nicht zurück, ist das eingesetzte Kapital verloren. Einen relativ langen Zeitpuffer bietet ein Put der Société Générale (ISIN DE000SG5G6E1), der erst am 10. November 2010 ausläuft.

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