Die Zukunftspläne sind noch nicht ganz ausgereift

Rund 1300 Medizinstudenten und angehende Ärzte haben die DocSteps-Karrieremesse des Marburger Bundes (MB) in Berlin besucht. Wir haben eine Studentin begleitet.

Angela MisslbeckVon Angela Misslbeck Veröffentlicht:

Eine junge Ärztin berichtet auf dem Podium von ihren Erfahrungen an der Uniklinik in der Forschung: zahllose Überstunden, von denen sie keine einzige aufschreiben durfte. Anna B. (Name der Red. bekannt) hört ihr in Ruhe zu. Sie nimmt das gelassen. Die Medizinstudentin im siebten Semester sagt: "Wenn mich die Überstunden im Krankenhaus und unbezahlten Leistungen der niedergelassenen Ärzte abschrecken würden, hätte ich nicht Medizin studiert." Das aber wollte die 23-Jährige unbedingt. Sie hat dafür sogar ihr Maschinenbaustudium abgebrochen.

Ob es in die Niederlassung geht, ist noch unklar

Auf der Karrieremesse DocSteps des Marburger Bundes will Anna B. sich einen Überblick verschaffen, welche Berufsperspektiven ihr das Medizinstudium eröffnet. "Besser man informiert sich vorher, als dass man sich nachher ärgert, den falschen Weg eingeschlagen zu haben", sagt die Studentin der Uni Regensburg. Denn ganz sicher ist sie noch nicht, ob sie wirklich in die Patientenversorgung gehen will, wie ihre Mutter, die niedergelassene Ärztin ist. Die technischen Aspekte ihres Faches reizen die gebürtige Frankfurterin ebenfalls.

Also informiert Anna B. sich über Alternativen zum Klinikalltag. Ein verschwindend geringer Teil der Zuhörer meldet sich auf die Frage des ehemaligen MB-Chefs Dr. Frank Ulrich Montgomery, wer die Patientenversorgung als Berufsziel schon ausgeschlossen habe.

Was Montgomery erzählt, klingt nicht nur ermutigend. Er spricht vom "Kulturschock PJ" und der "Knochenmühle Krankenhaus". Dennoch ermuntert er die jungen Mediziner und Studenten, die Facharztweiterbildung zu machen. Vor allem den Frauen rät er dazu, diesen Schritt direkt ans Studium anzuschließen. "Die Erfahrung zeigt, dass Frauen, die direkt nach dem Studium eine Familienpause eingelegt haben, es schwer haben, wieder einzusteigen", sagt Montgomery.

Anna B.* findet es schade, dass Frauen immer noch ihre Familienwünsche hintan stellen sollen, wenn sie Ärztin werden wollen. Unter den gut 40 Ausstellern vermisst sie den Ärztinnenbund. Aufgefallen ist ihr dagegen der Stand der Dänischen Botschaft im Obergeschoss. Die flacheren Hierarchien und geregelten Arbeitszeiten in Kliniken des nördlichen Nachbarlandes sind vielleicht eine Alternative zur Facharztausbildung in einem deutschen Krankenhaus. Zumal die Facharzt-Weiterbildung in Deutschland ziemlich kompliziert zu organisieren ist, so Anna B.

Nach dem Praktischen Jahr soll die Entscheidung fallen

Ihr Fazit aus dem Vortrag über Weiterbildung, den sie vorher besucht hat: "Wenn du mit der Weiterbildung in Brandenburg anfängst, kannst du nicht ohne weiteres in Bayern weitermachen. Am besten du gehst ins Ausland." Ob sie das wirklich machen wird, weiß Anna B. noch nicht. Sie will erst einmal das Praktische Jahr abwarten. Skeptisch gestimmt ist sie zwar. "Man hört viel Negatives über den Arztberuf in Deutschland", sagt Anna B.

Doch sie hofft darauf, dass der beginnende Ärztemangel vielleicht bessere Bedingungen bringt: "Normalerweise geht der Preis in die Höhe, wenn etwas sehr gefragt ist", so die Studentin.

Der Marburger Bund äußerte sich nach der Veranstaltung zufrieden mit der ersten Messe dieser Art und verspricht Wiederholung.

Wenn ich Angst vor Überstunden und schlechter Bezahlung hätte, würde ich nicht Medizin studieren.

Anna B.

Medizinstudentin

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